Erhellt es wiederum das Leben und Streben des Theo-Ullrich Ludwig von Eichenbach, so wird das folgende Zeitdokument deshalb im Voraus der geplanten Prachtedition veröffentlicht, weil es einzigartige persönliche Erfahrungen aus dem Herzen des Eichenbachschen Schlosses in Worte fasst, die treffender nicht gefunden werden könnten:
- [Karoline von Eichenbach]: Brief der Mutter an ihren Sohn Theo-Ullrich Ludwig von Eichenbach. Sine Pecunia Dolet [2013].
Der geneigte Leser mag sich ein wenig desorientiert fühlen, hier herausgelöst einen Teil einer umfänglichen Edition vorzufinden, ohne den Kontext, der zu seinem tieferen Verständnis erforderlich ist. Bis zum Erscheinen der Prachtedition sei zur Lesehilfe nur auf die Dokumente und Vignetten verwiesen, die bisher in dieser Reihe hier erschienen sind:
- Sahnetorten, Dissertationen und Politik, 7. August 2012.
- Aus der Privatkorrespondenz: von Eichenbach trifft Seemüller – ganz persönlich, 15. Oktober 2012.
- Plagiatsaffäre Eichenbach aufgeklärt, 4. Januar 2013.
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Das Ehepaar Prof. Guntram und Dr. Heidrun Stähnke gehört zu den Verlierern. Erst wird durch schicksalhafte Fügung die Hoffnung Dr. Heidrun Stähnkes endgültig zerschlagen, dass eine ihrer Töchter in den Ehestand mit dem Unterzeichneten eintritt, und nun muss sie auch noch, vier Jahrzehnte nach erfolgreicher Einreichung ihrer Promotion, in Angst vor der Aberkennung ihres einzigen Titels leben. Prof. Stähnke, durchdrungen vom wissenschaftlichen Wandertrieb, kam immer wieder außerhalb der vereinbarten Zeitfenster hinauf zum Schloss und wartete i.d.R. stundenlang, bei Wind und Wetter, ehe er vorgelassen werden und neue Ausarbeitungen zur Durchsicht mitnehmen konnte. Seine Frau half bei diesen Schlossbesuchen; sie begleitete ihren Mann und trug Thermoskannen mit Kräutertee, Butterbrote mit Prof. Stähnkes Lieblingscamembert, Regenschirm und Pferdedecke. Prof. Stähnke konnte nicht ahnen, dass das Gutachten, auf das er hinarbeitete, gleichsam der Kristallisationspunkt seines gesamten gutachterlichen Schaffens, zernichtet werden sollte. Das erhellt, weshalb man im Hause Stähnke nicht sonderlich gut auf Herrn Heidingsfelder zu sprechen ist.
Theo-Ullrich Ludwig von Eichenbach
Dr. Heidrun Stähnke begleitet die Vorarbeiten zur Prachtedition aus Anlass meines fünfzigsten Geburtstages. Sie übergab der Redaktion einen unvollendet gebliebenen Brief ihres Mannes, des Rechtsgelehrten Prof. Dr. jur. Dr. h.c. mult. Guntram Stähnke, meines Doktorvaters:
„Lieber Theo,
Du brennst darauf, Deine Promotion fertigzustellen und den Doktortitel führen zu dürfen, und auch ich bin voller Unruhe. Kaum war Heidrun am Donnerstag der vergangenen Woche zur Gemeindevertretersitzung losgeradelt, trieb es mich wieder hinaus, mit Deinen Aktenordnern in den Rollkoffern. Da Du mich erst am Vortage zu einer Konsultation empfangen hattest, wagte ich am Schlosszufahrtstor nicht, das Läutwerk zu betätigen. Ich stellte mich neben das Tor und äugte durch Zaun und Hecke. Um Mitternacht betratest Du den Schlossvorplatz und schautest lange in den Sternenhimmel, bevor Du Dich dem Tor nähertest. Ich meinte, Du hättest meinen Husten bemerkt. Auf Deine Pfiffe hin richtete ich meine Krawatte, griff die Koffer und zeigte mich am Tor, dessen Flügel sich allerdings nicht öffneten. Du warst bereits auf dem Rückweg, nun mit einem Deiner Hunde an der Seite. Die fiebrige Erkältung…“
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