Erbaut es an Pfingsten, sich einmal einige Gedanken über die Benennung von Feiertagen zu machen? Bei Pfingsten ist die Benennung des Tages ja ziemlich einheitlich, die Frage ist eher, was genau gefeiert wird. Ist es der „Geburtstag der Kirche“, das „Kommen des Heiligen Geistes“ oder der „Abschluss der Osterzeit“?[1]
Manche feiern traditionell etwas ganz anderes, vorzugsweise ein Treffen, zum Beispiel das Pfingsttreffen der Sudetendeutschen oder das Wave-Gotik-Treffen der „schwarzen Szene“ in Leipzig.
Hier soll es aber um eine andere Festlichkeit gehen, die ganz verschiedene Namen trägt und hierzulande mit dem 8. Mai 1945 verknüpft ist. Die Bezeichnungen und die emotionale Aufladung des Datums/Feiertags/Gedenktags hängen mit den unterschiedlichen Antworten auf eine Frage zusammen, nämlich auf die Frage, wen oder was die Alliierten vor 68 Jahren besiegt haben. Den möglichen Antworten lässt sich häufig entnehmen, wer die Antwort gibt. Eine Typologie:
Wen oder was haben die Alliierten 1945 besiegt?
Antwort | wer so antwortet |
---|---|
das deutsche Volk | Rechtsextreme |
Nazi-Deutschland | Konservative |
das Deutsche Reich | Sozialliberale |
den Faschismus | Linke |
den Hitlerfaschismus | DDR-Linke |
die Nazis | US-Amerikaner |
Hitler | Spiegel-Mitarbeiter |
Man kann jetzt natürlich einwenden: „Also ich sage [was in der 1. Spalte steht], bin aber gar nicht [was in der 2. Spalte daneben steht].“ Nee, is klar. Der Sprachgebrauch aber, insoweit er auf sozialer Einübung und weltanschaulichem Hintergrund basiert.
————————————————————
Da fehlt in Spalte 1 „Deutschland“, oder? Das dürfte die häufigste Antwort sein.
Wie soll man den 8. Mai nennen? Wie nennt ihn die BRD?, fragte das DDR-Fernsehen 1985: