Er schockte schon immer gern, der Redakteur von Causa Schavan. Diesmal ist es wieder Schavan, von der es Schockierendes zu berichten gibt. In den vergangenen Monaten war die heilige Annette ja eher durch solche Schlagzeilen aufgefallen:
- Kunstsammler. Jürgen Essers beschenkt Schavan (mit dem Ausstellungskatalog seiner Ausstellung von 37 Kreuzen) – RP, 19. September 2017.
- Freudenstadt. Bei Ehe für alle hätte Annette Schavan mit Nein gestimmt – Schwarzwälder Bote, 4. August 2017.
- Raiffeisenbank: Zufriedenstellend in schweren Zeiten – Südwest Presse, 23. Juni 2017: Was Schavan für Vorträge vor Bankern qualifiziert? Die Kunst des entschlossenen Selbstwiderspruchs: Schavan „berichtete aus dem Vatikan. Der Papst und die Kirche stünden für sich und sähen sich stets in der Parteinahme für den Menschen. Papst Franziskus stelle der Logik der Gesetzeslehrer die Logik Jesu gegenüber, stellte Annette Schavan fest. ‚Selten war die Kunst des Politischen in der Kurie so spürbar wie unter Franziskus.'“
Demnächst aber wird Schavan viel Gelegenheit haben, zu tun, was sie in den vergangenen Jahren am liebsten getan hat: Ihre Fans zu Konferenzen einladen und sich dabei Honig um den Bart schmieren lassen. Denn sie soll die Leitung der Konrad-Adenauer-Stiftung übernehmen, und Causa Schavan hat es sich nicht nehmen lassen, als erster zu gratulieren.[1]
Über die Arbeit der parteinahen Stiftungen mit angeschlossenem Stipendiensystem war in den vergangenen Jahren, speziell unter dem Ministerium Schavan, wenig Gutes zu hören. Aber ob man es gleich so lächerlich machen muss? Das wollte sich offenbar nicht einmal das Cusanuswerk leisten. Dennoch darf Schavan künftig wohl wieder einen größeren Teil ihres eigenen ehemaligen BMBF-Haushalts (die berühmten Steuergelder der hart arbeitenden Menschen da draußen) unter den Begabten verteilen.
Da ist sicherlich auch ein Plätzchen frei für Schreibberater Nils Müller, denn auch der möchte in Plagiatsdingen „das Rad zurückdrehen und wieder zu einem entspannteren Umgang mit den Formalien kommen, um so den Weg frei zu machen, uns angemessen mit dem wissenschaftlichen Arbeiten auseinandersetzen zu können.“[2]
Derweil sonnt sich die CSU in weltgewandter Provinzialität (New York, Toronto, Washington, Zagreb, Berlin):
- Spitzberg Partners. Guttenbergs Firma ist weltweit präsent – aber kaum zu finden – Berliner Morgenpost, 5. Oktober 2017.
Guttenberg dementiert darin so laut, in Deutschland demnächst wieder Minister werden zu wollen, dass man sich fragen muss, ob er es nicht mindestens auf den Posten des Bayerischen Ministerpräsidenten und Gottkaisers abgesehen hat. Der Chefposten der Hanns-Seidel-Stiftung sollte mindestens drin sein.
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Als Sand- und Sickergrubenexpertin kann ich ergänzen: Die Neuigkeit ist direkt aus Rom gesickert, wo Schavan soeben bei der Begegnung des Bundespräsidenten mit dem Papst dirigieren durfte. Dieser Dreier-Gipfel wurde leider dadurch getrübt, dass der Papst zwar mal an einer deutschen Jesuiten-Hochschule promovieren wollte, das aber dann doch nicht hingekriegt hat. Seine Doktorarbeit enthält also keine Plagiate, aber darüber haben Schavan und Steinmeier hinweggesehen und fanden das Treffen trotzdem standesgemäß. Bei dieser Gelegenheit konnte die Botschafterin dann im Journalistentross auch die gute Botschaft von ihrer Anschlussverwendung streuen.
Dass es ausgerechnet Dieter Wonka war, der die weitere Verbreitung übernahm, ist eine Fußnote wert: In der berühmten Bundespressekonferenz auf dem Höhepunkt des Guttenberg-Skandals war es Wonka, der den bedauernswerten Sprecher des Verteidigungsministeriums hartnäckig mit Nachfragen löcherte.
Schöne Grüße aus Littauen,
Simone G.
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Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass in einem Artikel über wissenschaftliche Redlichkeit ein Zitat aus dem eigentlichen Kontext gerissen und mit einer Konnotation dargestellt wird, die der ursprüngliche Artikel nicht aufweist.
Es geht eben nicht darum, geringere Maßstäbe anzulegen oder Betrüger durchkommen zu lassen, aber wenn Studierende davon ausgehen, dass sich wissenschaftliches Arbeiten in erster Linie durch korrekte Quellenangaben auszeichnet und dabei nicht mitbekommen, dass es noch viel mehr um die Entwicklung einer eigenen Position, präzise Argumentation und verständliche Formulierung geht, liegen die Prioritäten in meinen Augen falsch. Die meisten Studis kopieren nämlich meiner Erfahrung nach nicht mit Täuschungsabsicht. sondern aus Unwissenheit darüber, was von ihnen erwartet wird und dem Fehlen einer systematischen Vermittlung wissenschaftlichen Arbeitens.
Weil ich es so darstelle, dass Ihre Position den an wissenschaftlicher Unredlichkeit Interessierten nach dem Munde redet, finden Sie ironisch, dass es um wissenschaftliche Redlichkeit geht, bezichtigen mich also der wissenschaftlichen Unredlichkeit?
Was an Ihrem Anliegen, „zu einem entspannteren Umgang mit den Formalien [zu] kommen“ widerspricht denn dem Anliegen, um das es Ihnen laut Kommentar nicht geht, „geringere Maßstäbe anzulegen“?
Ich halte es für gefährliche Augenwischerei, Studierende zur „Entwicklung einer eigenen Position, präzise[n] Argumentation und verständliche[n] Formulierung“ anzuhalten, und dabei zu suggerieren, es sei dabei recht egal, klarzumachen, wer spricht, wessen Position das ist, und woher sie welche Anleihen nimmt.
@Simone: Dass es dich noch gibt! Gruß nach Littauen! Aber korrigiere künftig jede „gute Botschaft“ über Schavan zu „frohe Botschaft“. Irgendwie muss der heilige Stuhl doch abfärben!
Hier schlussfolgern Sie, dass ich aus der Ablehnung des einen Extrems gleich das andere Extrem fordere.
Ich erlebe täglich, wie vorsichtig und verunsichert Studierende sind, weil sie von allen Seiten hören: „Pass bloß auf die Plagiate auf“, ihnen aber gleichzeitig niemand erklärt, wie es vernünftig geht. Sie hängen sich dann an Formalia auf wie „muss zwischen das ‚in‘ und den Titel der Zeitschrift ein Doppelpunkt oder nicht?“ und denken, dass das der Kern wissenschaftlichen Arbeitens ist. Ist es aber nicht. Auf dieser Ebene sind Formalia sogar tatsächlich nebensächlich.
Viel wichtiger ist es, dass sie in der Lage sind, im Text immer deutlich zu machen, worauf sie sich gerade beziehen, welche Ideen sie von wem übernehmen und wie sie selbst eine Position dazu beziehen. Wenn die entsprechenden Angaben dann nicht zu hundert Prozent dem geforderten Zitationsstil entsprechen ist das in meinen Augen lässlich, so lange sie vorhanden und eben vollständig sind.
Korrekte Zitation (im oben genannten Sinne) ist eine Grundvoraussetzung für wissenschaftliches Schreiben, wie z. B. Rechtschreibung. Und es ist vollkommen richtig und notwendig darauf zu bestehen und Verstöße zu sanktionieren. Es ist aber eben keine hinreichende Bedingung für wissenschaftliches Arbeiten und genau den Eindruck vermitteln Teile der Debatte, weil sie eben wissenschaftliches Arbeiten auf diesen einen Punkt reduzieren.
Ob wissenschaftliches Arbeiten schon dann gegeben ist, wenn Aussagen und Quellen korrekt angegeben sind, können wir ein andermal diskutieren. Sie scheinen zugeben zu wollen, dass korrektes Zitieren eine notwendige Bedingung für wissenschaftliches Arbeiten ist.
Warum lautet Ihre Lösung für das Problem von den Plagiatsaffären verunsicherter Studierender nicht, dass man ihnen eine gute wissenschaftliche Ausbildung in diesem Bereich zuteil werden lassen sollte? Das schien mir immer naheliegender zu sein als davon auszugehen, dass mangelnde Grundvoraussetzungen nebenbei erworben werden.
@Erbloggtes: Tja, ich vernahm die „frohe Botschaft“, doch Schockstarre verhinderte die Gratulation.
@Nils Müller, @weltenkreuzer: „Korrekte Zitation … ist eben keine hinreichende Bedingung …“ – in der Tat, jedoch ist sie nach geltendem Kanon eine notwendige Bedingung. Und es bleibt allein schon von dieser Logik der bisher gültigen konsensualen Verabredung unbestreitbar, dass das Fehlen einer notwendigen Bedingung für die Erzeugung einer wissenschaftlichen Leistung eben diese verunmöglicht. Nun mag man hingehen und über den Sinn und Unsinn dieser Verabredung streiten und darob für die Zukunft als Konsequenz eine Veränderung im bisher gültigen Regelsystem fordern bzw. für sinnvoll erachten. Das entbindet aber nicht von der intellektuellen Verpflichtung, alle unter bisher verabredeter Norm erstellten Dissertationen diesen Regeln zu unterwerfen. Eine rückwirkende Entpflichtung untergräbt den Sinn und die Akzeptanz solcher wissenschaftsmethodischer Verabredungen.
Nun mag man noch vorbringen, dass die akademische Welt ein so einheitliches Bild dessen, was unter korrekter Zitierung zu verstehen sei, nicht anbietet. Richtig, aber unerheblich, da es ja letztlich den Universitäten und ihrem diesbezüglichen Selbstverständnis überlassen bleibt, über die Promotionsleistung in ureigener Gewichtung der von Ihnen genannten Kriterien zu entscheiden und ggf. nach Vorbringen neuer Sachverhalte (von dritter Seite – z.B. Plattformen für Plagiatedokumentation) ihre Erstentscheidung zu bestätigen oder zu korrigieren.
Randständig, weil den Kern des Problems gar nicht berührend, ist der Einwand vom „Fehlen einer systematischen Vermittlung wissenschaftlichen Arbeitens“. Nicht nur, weil wie z.B. in der Causa Schavan sogar ein explizit die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens darstellendes „Büchlein“ von ihrem Promotionsvater für die Doktoranden der Universität vorlag bzw. in vielen anderen Fällen einschlägige Anleitungen oder Seminare angeboten wurden und werden. Schließlich ist aus dem zitierten Fehlen nur eine Schlussfolgerung zu ziehen: Die in dieser Hinsicht versagenden Hochschulen sollten von der übrigen Wissenschaftsgemeinde kritisiert – und wenn das nicht hilft – an den Pranger gestellt werden. Und wenn diese Gemeinde ebenfalls versagt, dann findet die Arbeit solcher Plagiatedokumente-Plattformen wie z.B. Vroniplag darin ihre volle Berechtigung. Einzig in diese Richtung führt die „Ablehnung des einen Extrems“.
Hm, WordPress scheint meinen Kommentar von gestern verschluckt zu haben…
@erbloggtes: Natürlich fordere ich eine entsprechende Ausbildung der Studierenden. Das ist sogar explizit mein Job als Schreibberater. Meine These ist aber, dass die enge Fokussierung der öffentlichen Debatte diese Ausbildung erschwert statt erleichtert.
@wokl: Ich würde klar unterscheiden zwischen der Sanktionierung von schlampigem oder gar betrügerischen Arbeiten auf der einen Seite (Schavan, Guttenberg, … und einzelne Studierende) und der Vermittlung wissenschaftlichen Arbeitens an Studierende im Allgemeinen. Bei ersterem gilt es natürlich hart durchzugreifen und ich finde es selbst absolut unmöglich, welcher neue Posten der Dame da angedient wird.
Gleichzeitig finde ich es aber schade, dass diese Debatte die in der Breite ehrlichen und bemühten Studierenden so verunsichert, dass sie, wenn es um wissenschaftliches Arbeiten geht, teilweise nur(!) das Zitieren sehen. Da müssen wir an der Hochschule dann gerade nicht auf das Zitieren hinweisen (sondern „nur“ die entsprechenden Techniken vermitteln), sondern im Gegenteil genau darauf, dass da noch viel mehr ist.
Ich will damit nicht Schavan und Co entschuldigen, sondern den unintendierten Nebeneffekt der Debatte aufzeigen, die Plagiate als das(!) große Problem des wissenschaftlichen Arbeitens aufzeigt, obwohl sie meiner Erfahrung nach gar nicht so oft relevant sind.
Zum Abschluss dazu noch eine Analogie: Natürlich sollten Raser bestraft werden und darauf sollte man auch gerne und oft hinweisen. Wenn im Bezug auf Autos aber nur noch über Geschwindigkeit gesprochen würde und nicht über Handys am Steuer, CO2-Ausstoß oder Öffentlichen Nahverkehr, dann liefe etwas falsch. Und gerade so erscheint es mir manchmal beim Thema wissenschaftliches Arbeiten.
Danke für das Engagement! Ich finde tatsächlich mehrere Versionen dieses Kommentars im Spamfilter vor. Seltsam.
Ich stimme Ihnen völlig zu, dass das massenmediale Gewicht, das den Beteuerungen der Plagiatoren gegeben wurde, das seien ja alles nur kleine Versehen gewesen und in keinem Fall Täuschungsabsicht, bei Studierenden zu dem Irrtum geführt haben kann, man könnte versehentlich betrügen. Sie schreiben in dem als Spam eingeordneten Kommentar ja:
Das Argument in dem zitierten Text war eben genau, dass die einseitige Fokussierung auf Plagiate genau diese Vermittlung erschwert, indem sie sich rein auf einen Punkt fokussiert, der im Grunde relativ schnell vermittelt werden kann und in der Breite in erster Linie aus Unsicherheit und Unwissen problematisch ist und eben nicht – wie in der öffentlichen Debatte kommuniziert – aus betrügerischer Absicht.
Das Plagiatsproblem ist aber aus meiner Sicht keine Nebensächlichkeit des wissenschaftlichen Schreibens, über die man schnell hinweg gehen kann, sondern umkreist einen sehr wesentlichen Punkt von Wissenschaft überhaupt: Die Präsentation von Thesen und Gegenthesen, Argumenten und Positionen anderer Wissenschaftler, die dazu führen soll, eine eigene Position einzunehmen und zu begründen. Dieser kommunikative/argumentative Kernaspekt von Wissenschaft geht verloren, wenn man so tut, als notiere man in einem wissenschaftlichen Text objektive Ergebnisse. Dieser Objektivitätsfetisch wird aber in vielen Fächern gepflegt. Und dann kommt die Frage von Studierenden, wenn der Satz doch die Wahrheit sei, die überall nachgelesen werden könne, warum sollte man dann noch sagen, woher man sie habe?
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, habe ich oben zu demonstrieren versucht, dass Fußnoten und Anführungszeichen sekundär für diese wissenschaftliche Kommunikationsweise sind: Wenn man durch andere Elemente deutlich machen kann, wer wo spricht, und was die Quelle ist, sind Fußnoten und Anführungszeichen sogar verzichtbar. Wir haben uns nur als einfachstes Handwerkszeug an sie gewöhnt. Oder hat irgendjemand nicht bemerkt oder verstanden, dass der dritte Absatz dieses Kommentars von Nils Müller stammt?
Ich entschuldige mich, dass der Eindruck entstehen konnte, Sie seien ein Schavanist. Aber ich freue mich, dass die Provokation zu einer sinnvollen Diskussion geführt hat. Die Position von wokl on line möchte ich dahingehend ergänzen, dass Zitationsregeln tatsächlich uneinheitlich sein mögen, dass die Idee, die dahinter steckt, nämlich die Darstellung von wissenschaftlichen Positionen und den weiterführenden argumentativen Streit darüber zu ermöglichen, aber überall gleich ist. Wo diese Idee in der Praxis verkannt wird, haben die konkreten Wissenschaftler offenbar eine irrige Vorstellung davon, was das Wort „Wissenschaft“ normativ bedeutet.
Zu der Auto-Analogie: Plagiate sind keine hyperfunktionale (besonders schnelle) Wissenschaft. Plagiate sind ein hohles Frack, das ohne Motor auf der Autobahn steht, und aus dem der Insasse ruft: „Brumm! Brumm! Seht, wie ich rase! Gebt mir einen Strafzettel dafür und schreibt darauf Dr. vor meinem Namen!“
Der schöpferische Ausdruck „Plagiate sind ein hohles Frack“1) zeigt sehr präzise auf die obersten akademischen Talarträger als Verantwortliche. Leute wie Marquardt, Frühwald, Winnacker, Gruss, Mlynek tragen eine Hauptschuld an der Fehlentwicklung, die Nils Müller sieht und die ich auch sehe. Wenn diese Fräcke nicht so eifrig an der Legende von den „Zitierfehlern“ und „handwerklichen Mängeln“ mitgestrickt hätten, aus denen Schavan angeblich ein Strick gedreht wurde, wäre die Debatte sehr viel sinnvoller verlaufen und an den Unis wäre nicht so viel Panik entstanden.
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1) Erbloggtes
@weltenkreuzer: Hier geht es anscheinend um unterschiedliche Nuancierungen. Antwort darauf: Man sollte das eine tun ohne das andere zu lassen. Aber auch hier gilt Obiges: Letztlich gewichten Universitäten im konkreten Fall, ob „da noch viel mehr ist“. Und es bleibt richtig: Eine nachweisliche von Plagiaten durchsetzte Dissertation begründet keine promotionswürdige Leistung. Eine promotionswürdige Leistung hat wesentlich zu tun mit dem Nachweis einer eigenen geistigen Leistung auf wissenschaftlichem Niveau. Bei plagiativen „Leistungen“ fehlt es an diesem konstitutiven Merkmal. Es geht also nicht um ein paar vergessene Anführungsstriche.
Das wegen Guttenberg et alii ab 2011 gesteigerte öffentliche Interesse an der Plagiatediskussion (nur z.T. auch -dokumentation) ist längst abgeebbt. Die „enge Fokussierung der öffentlichen Debatte“ hatte damit zu tun, dass es bei Aufkommen der Thematik in der Öffentlichkeit nicht um die Vermittlung von Kriterien und Methoden wissenschaftlichen Arbeitens an die Adresse der Allgemeinheit ging. Hätte die auch nicht interessiert. Im Kern ging es den Initiatoren der Plagiatedokumentation darum, an den Universitäten den Blick für diese Bedingung qua non wissenschaftlichen Arbeitens zu schärfen und Konsequenzen auf den Weg zu bringen. Dass die akademische Vermittlungstätigkeit auch ein „noch viel mehr“ beinhalten sollte, wird kein vernünftiger Mensch bestreiten wollen.
Ceterum censeo: Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall. Will sagen: Warum sollte es nicht unterschiedliche Akzentuierungen geben?
Danke, Grzegorz!
Gestern erst haben wir uns auf Twitter erinnert, wie das im Herbst 2012 war:
Der Ausgangsfehler, den die SZ gemacht hatte, war, Plagiate als etwas rein Technisches, Äußerliches, Handwerkliches zu verstehen, was von einer Software angemessen analysiert und aufbereitet werden könnte. Diesen Grundirrtum (befördert von den genannten Granden) könnte man auch in der Position von weltenkreuzer vermuten.
Und danke, wokl on line!
Pingback: Umleitung: Vieles geht bergab, nur Hildegard Knef bleibt … Schavan, Lokalzeitungen … | zoom
Nachtrag zu Eurem Storify?
Randnummer 88:
„Die Seiten 62 – 70 der Dissertation, auf denen sich die Klägerin mit zwei Arbeiten von Niklas Luhmann auseinandersetzt (Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, in: Archiv des Öffentlichen Rechts, Bd. 90, H. 3 (1965), S. 257 – 286, und, Das Phänomen des Gewissens und die normative Selbstbestimmung der Persönlichkeit, in: Naturrecht in der Kritik, hrsg. von Franz Böckle und Ernst-Wolfgang Böckenförde, Mainz 1973, S. 223 – 243), umfassen, wie im Bericht von Prof. Dr. S. zutreffend moniert wird, etliche nicht kenntlich gemachte Textübernahmen (Satzstücke und/oder Wendungen) aus den vorgenannten Publikationen von Luhmann. Stellenweise (vgl. etwa Seite 70 der Dissertation) wird der Eindruck erweckt, ein korrekt ausgewiesenes Luhmann-Zitat werde mit einer bereits zuvor gebrachten vermeintlich eigenständigen, tatsächlich aber ebenfalls aus den Werken von Luhmann stammenden Folgerung verbunden. Auf den Bericht von Prof. Dr. S. (vgl. dort die Seiten 29 – 42) wird insoweit Bezug genommen.“
https://openjur.de/u/685638.html
Ich möchte ja nicht kleingeistig sein, aber es müsste schon heißen – „Plagiate sind ein hohler Frack“ – oder – „Plagiate sind ein hohles Wrack“.
Ich würde mich für letzteres entscheiden. So manches Wrack steckt aber auch in einem Frack.
Eben! https://erbloggtes.wordpress.com/2017/10/10/bei-der-heiligen-annette-der-begabtenfoerderungswerke/#comment-8294