Wie es für Schavan gelaufen ist

Erbloggtes von Causa Schavan:

Für Dr; Annette Schavan ist die Bundestagswahl 2013 so gut gelaufen, wie es nach ihrer Plagiatsaffäre und dem Rücktritt als Ministerin nur möglich war. Hier die Ergebnisse des Wahlkreises 291 (Ulm/Alb-Donau):……………………………….. 2013 ……. 2009
Dr; Annette Schavan
Erststimmen absolut ……. 85.964 … 67.798
Erststimmen prozentual … 52,1% …. 42,8%

Erwartungsgemäß gehört Schavan also erneut als direkt gewählte Abgeordnete dem Bundestag an. Mit deutlich gesteigertem Stimmenanteil.

Tatsächlich war es wohl nur unter den besonderen Umständen ihrer Plagiatsaffäre möglich, dass die Dinge für Annette Schavan in Ulm, auf der Alb und an der Donau so gut gelaufen sind. Viel besser nämlich, als es das bloße Wahlergebnis erkennen lässt. Denn an der Basis, in ihrem CDU-Kreisverband und beim Wahlvolk im Wahlkreis 291 kam Annette Schavan ihre Plagiatsaffäre sehr zugute.

Weiterlesen… noch 2.958 Wörter.

Erlebtes und Erhellendes hat Hupe Weißkräcker, der seit einiger Zeit Causa Schavan mit Kommentaren und Hintergründen versorgt, in der Ulmer Parteikarriere von Annette Schavan ausgegraben. Für Außenstehende kaum nachzuvollziehende Verwicklungen des spezifischen Milieus, das im Schatten des höchsten Kirchturms der Welt gedeiht, macht der lange Text schön anschaulich. Zusätzlich aufgewertet wird diese historische Betrachtung dadurch, dass die (gesamte?) kritische Öffentlichkeit Ulms sich in der Kommentarspalte einfindet und sich nicht scheut, Auswärtigen zu erläutern, wie es dort unten ausschaut.

Wie man es dreht und wendet, am Ende steht die Einsicht, dass die früher unerschöpflich scheinenden Personalreservoirs der Union ebenso zur Neige gehen, wie es bei SPD und FDP schon seit Langem zu beobachten war. Verschärft wird dieses Problem noch durch innerparteiliche Dynamiken, die zudem seine Sichtbarwerdung effektiv unterdrücken. Ach, wenn es doch nur einflussreiche Politiker gäbe, die etwas davon verstehen, wie Parteiorganisationen im Lokalen funktionieren und bis auf die supranationale Ebene ausstrahlen! Die könnten doch versuchen, solche demokratieaushöhlenden Dynamiken zu überwinden. Doch leider gibt es offenbar niemanden, der einflussreich und zu solchen Überlegungen Willens und in der Lage wäre – niemanden, der etwa lokale Organisationsstrukturen innerparteilicher Willensbildung forschend durchdrungen hätte.

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3 Antworten zu “Wie es für Schavan gelaufen ist

  1. Dr. Bernd Dammann

    Preisverdächtig ??? …
    Ich will hier keineswegs auf Dauer die aus freien Stücken gewählte Rolle des Hofsängers ausfüllen. Aber es drängt mich dennoch danach, das, was gesagt werden muss, hier dann doch unbedingt aufzuschreiben:
    Als am 3. September auf causa schavan ‚Die Akte Schavan‘ als Zwischen- und Erfolgsbilanz eines mehr als ein Jahr andauernden, wachsamen und kreativen Schaffens ins Netz gestellt wurde, war allen Beteuerungen zum Trotz zu befürchten, dass gleichwohl jetzt erst einmal auf unbestimmte Zeit eine Ruhephase des unsicheren Abwartens auf allen Seiten eintreten würde. Fallbeil oder Rehabilitierung auf ganzer Linie? Im ‚Fall Schavan‘ muss man mit allem rechnen. Denn ‚Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand‘ weiß der Volksmund zu berichten. Die zu befürchtende Ruhepause drohte in dieser Situation also das brennend interessierte Publikum unter doppeltem Vorzeichen in eine abgrundtiefe Leere zu stürzen. Und die sich so ankündigenden Entzugserscheinungen waren selbst als Phantomschmerzen fast schon unerträglich. Denn die Fan-Gemeinde im Netz ist groß und inzwischen nachgerade süchtig geworden. Sie verlangt einfach nach Mehr –

    „Sebastian Wöhrle, 28.08.2013 08:54
    Danke an die Kontext:Wochenzeitung dafür, dass sie den Fall Schavan im Gedächtnis hält. Irgendwie glaubt man es ja nicht: Ein Paradebeispiel für Machtmissbrauch und Korrumpierbarkeit (was sonst war denn die Scharade, die da monatelang von politischen Kreisen und Funktionären der Wissenschaftsverbände und sonstigen Verquickten in feiner Abstimmung aufgeführt wurde?) und ein Exempel für den Konflikt zwischen maßlosen Ansprüchen einer Machtelite und der Rechtsstaatlichkeit, in der alle gleich behandelt werden sollen.

    Unglaublich finde ich vor allem, dass die klassischen Medien der Desinformationskampagne derart auf den Leim gegangen sind und sich für den Skandal im Skandal, für die Machenschaften zur Rettung von Amt und Würden, gar nicht interessiert haben. Ich habe da jedenfalls keinen einzigen Hintergrundbericht dazu gefunden. Ohne Medien wie die Kontext:Wochenzeitung, Blogs wie Causa Schavan, Erbloggtes oder Carta und viele sehr wache Kommentare der Foristen […..] hätte man schon glauben können, dass in diesem Land gar niemand mehr wach ist. In den Foren hat da oft mehr kritischer Journalismus stattgefunden als in den Artikeln.

    […..] Die Geschichte der ach so biederen Frau Schavan ist nicht erst seit gestern eine Geschichte der ‚Nutzfreundschaftsnetzwerke‘ (Jürgen Kaube).“
    (zit. aus: KONTEXT. Wochenzeitung – online, 28.8.13 – Ausgabe 126)

    Aber es kam dann doch ganz anders, als zumindest ich selbst befürchtet hatte. Mit einem Paukenschlag ging man nach 8 Tagen doch wieder auf Sendung. Der rechtsgutachterlich vergleichende Beitrag von RA Bongartz (11.9.) handelt im Kern von dem produzierten Aberwitz, der entsteht, wenn man der von Hochschulgruppen mitbestimmten deutschen Universität Humboldtscher Prägung, für die man sie fälschlicherweise immer noch ausgibt und die man deswegen als solche auch zu behandeln vorgibt, die hierarchisch-autoritäre Kommandostruktur und Befehlsgewalt großer Aktiengesellschaften als Organisationsprinzipien überstülpt. Seine Ausführungen sind eine Perle verwaltungs- und hochschulrechtlichen Scharfsinns für diejenigen, die das mit wenigstens etwas fachlich angehauchtem Hintergrundwissen entsprechend würdigen können.

    Seither geht es nun wieder Schlag auf Schlag. Im Wechselspiel mit den parallel erscheinenden Beiträgen auf Erbloggtes werden Pässe gespielt, Steilvorlagen in den freien Raum gegeben und Zuspiele in den „Strafraum“ eiskalt verwandelt. Immer wenn ich dachte, jetzt kommt und geht nichts mehr, zaubern die beiden Teams weitere, ungeahnte und eigentlich auch überhaupt nicht vorstellbare Überraschungen aus dem Hut, die, kaum zu glauben, das Leben im halböffentlichen Raum tatsächlich schreibt. Hier haben einige gesellschaftskritisch höchst engagierte Blogger ein ‚Lebensthema‘ gefunden.

    Mein Gott, und jetzt hat Hupe Weißkräcker, dieser angeborene oder doch nur angenommene Name ist eigentlich für sich genommen schon satirisches Programm genug, einen Beitrag beigesteuert, der sich aus kommentierten demoskopischen Ergebnissen, parteiensoziologischen Befunden (stand hier die inkriminierte Schrift von Norbert Lammert Pate?) und biografischem Psychogramm zusammensetzt. Schon das hätte gereicht, auf dem selbst gesetzten und erreichten Anspruchsniveau bisher veröffentlichter Beiträge zu bleiben. Aber nein, es musste unbedingt noch ein Sahnehäubchen oben drauf! Dass uns Hupe Weißkräcker überhaupt in das Geschehen des Ulmer Gasthauses ‚donaufisch.de‘ Einblick nehmen lässt, wie er das tut und was sich die Akteure im Schwäbischen bei ihren ‚Doktorspielen‘ haben einfallen lassen (siehe: Link [2]) ist satirische Extraklasse vom Feinsten. Ich lese das nochmal und nochmal und jedes Mal schüttelt mich wieder ein Lachkrampf!

    Gäbe es einen Kleinkunstpreis im Netz für politische Satire in Blogs, meine Empfehlung würde im Blick auf den Fall Schavan lauten: ‚causa schavan‘, ‚erbloggtes‘ und ‚donaufisch.de‘ ….. unbedingt preiswürdig !

  2. Danke schön, vielen Dank für die Nominierung, Herr Dammann! Ich danke allen Unterstützern, die dieses Projekt ermöglicht und begleitet haben, auch den Kritikern, Dozenten, meinen Eltern, und natürlich Annette Schavan und ihrer tollkühnen Crew. Denn was wäre die beste Beobachtung, ohne das zu Beobachtende?

    Die Geschichte ist noch nicht vorbei, auch wenn das sehr zu wünschen wäre. Momentan ist die Union in der glücklichen Lage, noch keine Bildungsministerin nominieren zu müssen, weil es noch keine Koalitionsverhandlungen gibt. Aber das kommt noch. Und dann stellt sich die Frage, wer das Rennen macht. Wavan oder Schwanka? Oder vielleicht eine dritte im Bunde, von der die meisten noch nie etwas gehört haben? Gerade heute gab es erste Hinweise auf eine offene Stelle, die frei wurde, weil die Inhaberin für höhere Aufgaben ausersehen ist.

    Hier nochmal der mit [2] bezeichnete Link zum Donaufisch. Die machen dort tatsächlich ein ausgezeichnetes Programm, das ich bedauerlicherweise meist links liegen gelassen habe, als Schavan noch primär ein Berliner Problem war. Aber auch das hat Wurzeln, die man zurückverfolgen muss.

    (Ich hoffe übrigens, dass Sie sich in den letzten Tagen selbst gegooglet haben. Sonst ist jemand Ihnen auf der Spur, wie ich an den Suchbegriffen sehe, nach denen Erbloggtes angeklickt wurde. 😉 )

  3. Pingback: Politiker-Plagiate: Wasserstand Anfang Oktober 2013 | Erbloggtes

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