Hochschulrätin Schavan möchte derzeit nicht

Erbloggtes von Causa Schavan:

Das öffentliche Echo auf die Schavangewinnung des Hochschulrats der Ludwig-Maximilians-Universität München darf man getrost als suboptimal bezeichnen. Gerade noch lief es so gut für Annette Schavan – mit rauschenden 52,1% der Erststimmen war sie erneut als Abgeordnete für den Wahlkreis Ulm/Alb-Donau in den Bundestag gewählt worden [1] und fühlte sich am Tag danach “noch immer auf Wolke sieben.” [2] Welch wunderbare Bestätigung von Person und Gewissen! […] Seither scheint es, als habe sie überzogen, als habe sie nun eine Stimmung gegen sich. Die schönen positiven Meldungen und Kommentare zum Wahlergebnis, die ja gut und gerne noch länger hätten nachwirken können, wurden verdrängt durch Berichte über einen Vorgang, der offenbar ganz überwiegend als ungehörig empfunden wird.

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Erlittene Schmähungen und Zurücksetzungen auftrumpfend wettmachen zu wollen, ist ein nur zu verständliches Bedürfnis. Schavans Auftrumpfen findet allerdings offenbar da seine natürliche Grenze, wo eine breitere Öffentlichkeit an ihre Plagiatsaffäre erinnert wird. Der Shitstorm scheint dabei derzeit unausweichlich, auch ohne dass Massenmedien eine Skandalisierungskampagne fahren. Ließ sich die Berufung in den LMU-Hochschulrat zunächst als Trostpflaster interpretieren, weil Schavans Wünsche zur Rückkehr ins Bildungsministerium derzeit aussichtslos sind, könnte man nun auch auf die Idee kommen, die Betrauung mit einer leitenden Position im Bildungsbereich als Testballon aufzufassen, wie die Öffentlichkeit auf ein Ins-Gespräch-Bringen des Namens Schavan für das BMBF reagieren würde.

Der Ballon ist unerwartet spektakulär geplatzt, kann man nach hunderten Tweets und Facebook-Kommentaren,[3] Leserkommentaren, die insbesondere die Scham von LMU-Angehörigen und -Absolventen hervorhoben,[4] einigen Blogartikeln und nun auch bissigen Zeitungsartikeln von einstmals treu schavanistischen Blättern resümieren. Schavan und Bildung, das ist zur Zeit verbrannte Erde, da nicht nur ihr wissenschaftliches Fehlverhalten vor 33 Jahren, sondern auch ihre Inanspruchnahme von Gefälligkeiten aus der Wissenschaft 2012/2013 und ihr inhaltliches Versagen in der Bildungspolitik 1995-2013 ungeschönt zur Sprache gebracht werden, sobald sie sich bei Merkel auch nur für den Posten eines „wissenschaftlichen Assistenten“ bewirbt.

Was ihr zum Trost bleibt, ist bis auf weiteres ihr Schattenministerium, in dem sie immer noch obenauf ist, nur eben nicht mehr so repräsentativ. Aber wer sich etwa von Amerika aus informieren möchte und google.com statt google.de benutzt, um nach „annette schavan“ zu suchen, dem wird derzeit als vierter Treffer (nach Wikipedia in Englisch und Deutsch sowie persönlicher Homepage) die englische Biographie der Ministerin auf der Seite des BMBF ausgegeben. Ja wie, mag man nun sagen, das ist ja gar nicht Schavan! Doch wer in den Textmodus wechselt, um zu sehen was sich hinter dem Konterfei Wankas verbirgt, der weiß die heimlichen Hierarchien im Hause wieder besser einzuschätzen:

Screenshot von www.bmbf.de/de/555.php im Textmodus

Screenshot von http://www.bmbf.de/de/555.php im Textmodus

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Eine Antwort zu “Hochschulrätin Schavan möchte derzeit nicht

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