Nach Lammert sagt auch Humboldt in Düsseldorf ab

Erleichtert es die vielgeplagte Düsseldorfer Universität, dass sie sich nun die Vorarbeit für die „Netzwerktagung“ der Alexander von Humboldt-Stiftung im November 2015 sparen kann? Geplant war diese Tagung, die in erster Linie der Einführung der neu eingetroffenen ausländischen Stipendiaten der Stiftung dient, schon lange. Offiziell ist auch immer noch Düsseldorf als Tagungsort angekündigt. Doch nun wurden die Beteiligten an der Uni Düsseldorf per E-Mail davon unterrichtet, dass die Humboldt-Stiftung den Tagungsort kurzerhand verlegt hat: Nach Augsburg. Zur Begründung habe die Stiftung mitgeteilt, dass die Gelegenheit genutzt werden solle, um den 80. Geburtstag des Humboldt-Ehrenpräsidenten Wolfgang Frühwald feierlich zu begehen.

In der Causa Schavan hatte der Augsburger Germanist und langjährige Wissenschaftsfunktionär Frühwald noch einen ausgesprochen rüstigen Eindruck gemacht: Er war allemal fit genug, um die Doktorarbeit der Ministerin sofort nach Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe zu überprüfen und schon nach wenigen Tagen das Ergebnis vorzulegen: Unbedenklich, kein Plagiat. Und er wurde nochmal richtig munter, nachdem das Rohrbacher-Gutachten bekannt geworden war, und suggerierte als einer der ersten Schavanisten öffentlich, dass politische Motive das Düsseldorfer Verfahren bestimmt haben müssten. Zweifellos ist es nicht so sehr Gebrechlichkeit als vielmehr schavanöse Abscheu, die eine Reise des Ehrengastes nach Düsseldorf ausgeschlossen erscheinen lässt. Diese Abscheu dürfte vom Humboldt-Stiftungs-Präsidenten Helmut Schwarz ebenso geteilt werden wie von einer erdrückenden Mehrheit der Mitglieder des Stiftungsrates:

Lüst an Bleckmann, 11. Februar 2013

Lüst an Dekan Bleckmann, 11. Februar 2013

Dort treffen sich neben Jubilar Frühwald und Humboldt-Präsident Schwarz mit Peter Strohschneider (DFG), Johanna Wanka (BMBF), Frank-Walter Steinmeier (AA), Horst Hippler (HRK), Margret Wintermantel (DAAD, zuvor HRK, siehe diesen sehr interessanten Artikel von 2011, im Original so bebildert!) und Reimar Lüst (Abbildung rechts aus dem Abschlussbericht des Dekans) regelmäßig weitere illustre Schavanisten.

Die Absage der Humboldt-Stiftung an die Düsseldorfer macht einmal mehr deutlich, wie erfolgreich Annette Schavan mit ihrer Kaperung der Wissenschaft war. Die Schützengräben, die die Ministerin im Kampf um Doktorgrad und Amt von ihren Wissenschaftsfunktionären ausheben ließ, sind seither keineswegs zugeschüttet worden. Die Wissenschaftslandschaft ist immer noch Kriegsgebiet. Die angerichteten Verheerungen und auf Jahrzehnte hin verminten Forschungsgelder sind das dauerhafte Vermächtnis der Wissenschaftsministerin Annette Schavan.

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6 Antworten zu “Nach Lammert sagt auch Humboldt in Düsseldorf ab

  1. Pingback: Umleitung: Kein Humboldt in Düsseldorf, Radwege, Putins Trucker, Dschihad im Norden, Buhrows Rasenmäher und mehr | zoom

  2. Dr. Bernd Dammann

    Richtigstellung:
    Sein von ihm selbst autorisierter Lebenslauf weist aus, dass der Germanistik-Professor Wolfgang Frühwald im Laufe seiner Berufstätigkeit als Hochschullehrer zu keiner Zeit ordentlicher Professor an der Universität Augsburg war:

    Klicke, um auf 2005cv_fruehwald.pdf zuzugreifen

    Die in dieser ‚Kurzmittelung‘ gebrauchte Formulierung „der Augsburger Germanist“ Frühwald legt mithin eine sachverhaltswidrige Schlussfolgerung nahe, die nicht den Tatsachen entspräche.

  3. Lieber Herr Dr. Dammann, die Zuordnung zu einer Stadt ergibt sich, wie Sie dem Lebenslauf von Herrn Frühwald entnehmen können, durch das säkulare Ereignis seiner Geburt an jenem Ort.

    Ich hoffe, man wird dem Nazarener oder dem insofern sicher noch stärker herausgeforderten Leimener diese nachlässigen Beinamen nicht nehmen müssen, weil sich weder für Jesus noch für Boris Becker eine Hochschullehrertätigkeit an den jeweiligen Orten dokumentieren lässt.

  4. Wir spekulieren hier gerade und schließen Wetten ab. Die Einsätze sind beträchtlich.

    RA Bongartz wettet, dass bei der Netzwerktagungsfeierlichkeit der Humboldt-Stiftung zu Augsburg im November 2015 auch Frau Annette Schavan anwesend sein wird, um den 80. Geburtstag des geborenen und wohnhaften Augsburgers Frühwald (nebenher, aber nie in Augsburg, auch Germanist) gebührend zu feiern.

    Mandy von der Grafik wettet, dass Schavan anwesend sein wird und dass bei der Gelegenheit auch ihr 60. Geburtstag nachgefeiert werden soll.

    Hupe Weißkräcker wettet, dass Schavan anwesend sein wird und dass sie bei dieser Gelegenheit endlich ihre Festschrift überreicht bekommt.

    Simone G. wettet, dass Schavan anwesend sein wird, dass ihr 60. Geburtstag nachgefeiert wird, dass sie bei dieser Gelegenheit ihre Festschrift überreicht bekommt und dass es sich bei den beitragenden Autoren ausnahmslos um gewesene, heutige oder künftige Humboldt-Stiftungs-Funktionäre, Humboldt-Uni-Präsidenten, Humboldt- und Max-Planck-Forschungspreis-Träger, Humboldt-Professur-Inhaber oder sonstige Humboldt-Pinguine handeln wird.

    Mandy und Hupe haben unsere Ombudskommission für gute wettenschaftliche Praxis eingeschaltet, weil sie die von Simone G. abgegebene Wette für grob unfair halten und ihre Wetteinsätze zurückhaben wollen.

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  6. Die Absage an die Düsseldorfer Uni ist vor knapp einem Monat bekannt geworden, liegt aber vielleicht schon etwas länger zurück. Begründung für die Absage: Es soll die Netzwerktagung nun zugleich eine Geburtstagsfeier für Wolfgang Frühwald sein und deshalb in Augsburg stattfinden.

    Inzwischen hat die Humboldt-Stiftung die Ankündigung im Netz aktualisiert. Angekündigt ist nun aber nicht etwa Augsburg als Tagungsort. Der Ort der Netzwerktagung ist vielmehr nun „tba., Deutschland“. Denn ins wunderschöne, verkehrsgünstig gelegene To-Be-Announced wird es Jubilar Frühwald von Augsburg aus auf jedenfall schaffen.

    Und alle, die der Humboldt-Stiftung wegen der Begründung ihrer Absage Verlogenheit unterstellen, sollen sich was schämen.

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