Erfolgsrezepte

Ergänzte sich zuletzt die Perspektive des erfolgreichen und hoffnungsfrohen Autors und Lesemarathonteilnehmers auf der Buchmesse um die Perspektiven des erfolglosen Autors und seines ebenso erfolglosen, wenn auch hochrentablen Verlages, muss dieses Panorama literarischer Erfahrungen noch ergänzt werden um eine Perspektive aus einem erfolgreichen Verlag:

Das Geheimnis des Erfolgs lautet offenbar: Auf die gute Auswahl kommt es an.

Die gute Auswahl ist freilich für Lobbyisten wie Olaf Zimmermann, jahrzehntelanger Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, kein Maßstab. Der formuliert Leitsätze wie den:

„Kunst, künstlerisches Schaffen stellen einen hohen Wert für unsere Gesellschaft darstellt.“[1]

Und was dringend noch gesagt werden musste, „Weil Kunst harte Arbeit ist“[1]: Für den vom Deutschen Kulturrat lizenzierten und repräsentierten Künstler gibt es zwei Faktoren. Erstens ist Künstler ein Ausbildungsberuf. „Darum werden Künstler an Musik- und Theaterhochschulen, an Kunstakademien, an Filmhochschulen und anderen Ausbildungsstätten ausgebildet.“[1] Und deshalb muss zweitens „auch ein finanzieller Ertrag aus der Weitergabe dieser künstlerischen Werke gezogen werden können.“[1]

Denn das sollten Auszubildende aller Fächer wissen: Wenn ihre harte Arbeit ein Beruf ist, dann hat ihr Arbeitgeber einen Rechtsanspruch auf finanzielle Erträge. Und das sollten auch jene Verächter wissen, die meinen, auf die professionelle Arbeit verzichten zu können, die Holzschuhmacher und Daubenhauer, Plisseebrenner und Posamentierer, Kunststopfer und Schirmmacher leisten. Zum Deutschen Kulturrat sollten sie gehen, da kriegen sie ihre Verwertbarkeitsgarantie. Kultur ist schließlich nationale Ehrensache! Und sind Holzschuhe und Plissee etwa keine Kultur?

Wie gut, dass es da jemanden gibt, der gelobt hat, sich der hart arbeitenden Menschen im Lande anzunehmen! Da bleibt zum Abschluss nur, des einzigen anerkannten Berufs zu gedenken, dem der Deutsche Kulturrat bereits eine Absage erteilt hat: Fleckteppichhersteller.

„Und, das sei auch einmal deutlich gesagt, längst nicht jedes Patchwork auf YouTube oder wo sonst auch immer in Netz, ist ein künstlerisches Werk, weil eben nicht jeder ein Künstler ist!“[1]

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