Google, Apple, Microsoft: Who’s bad?

Ereignete sich in jüngerer Zeit mehr kritisch Kommentiertes zu den Unternehmen Apple und Google als zu Microsoft, so ließe sich wohl ermitteln, wessen öffentliches Ansehen derzeit stärker angekratzt ist. Dennis Trenner (danke schön!) hat dazu einige Messungen mit einer Erhebungsmethode durchgeführt, die das Webcomic xkcd (sprich: ex-kei-si-di; Bedeutung: keine, nur Name des Webcomics) populär gemacht hatte:

Quantitative Memforschung mit xkcd-Verfahren

Man nehme eine Reihe von Wörtern und suche danach bei Google, in Anführungszeichen wohlgemerkt, damit nur die exakte Phrase gefunden wird. Die Anzahl der Google-Treffer vergleiche man mit den Trefferzahlen anderer Phrasen. Die Ergebnisse besagen zunächst, wie häufig eine Phrase im World Wide Web (oder im Google-Index) vorkommt. Das kann aber bei kunstfertiger Interpretation Schlüsse zulassen über Popularität oder Brisanz von Aussagen und Phänomenen.

xkcd hat damit bereits ermittelt, was die unfallgefährlichsten Tätigkeiten sind,[1] was man am ehesten bereut,[2] zahlreiche andere more-or-less-nice-to-know-Infos[3] und was im 21. Jahrhundert geschehen wird.[4] Fans haben die Methodik auf andere wichtige Wissensfelder angewandt (womit kann man Erdnussbutter essen?),[5] verfeinert[6] und automatisiert, um beispielsweise festzustellen, welches der populärste xkcd-Comic ist (dies).[7]

Google? Apple? Microsoft?

Hier nun also die Ergebnisse für die Google-Apple-Microsoft-Untersuchung. Die Basisphrase lautete „X is more evil than Y“, wobei X und Y in allen Variationen durch die Namen der fraglichen Unternehmen ersetzt wurden, um deren Bösartigkeitsverhältnisse zu ermitteln.

   - X -  /   - Y -  : Trefferzahl
Apple     / Microsoft: 754
Google    / Microsoft: 239
Microsoft / Apple    :  53
Google    / Apple    :   7
Microsoft / Google   :   7
Apple     / Google   :   5

Das Ergebnis ist: Apple ist fast gleichauf mit Google, dem Dr. Evil der digitalen Welt. Microsoft gilt dagegen als Unschuldslamm. Das ist überraschend. Google war lange dem Wahlspruch „don’t be evil“ gefolgt und hatte ihn in sein Image integriert. Doch das ist lange her, stellte Wired schon Anfang 2003 fest.[8] Inzwischen ist es noch acht Jahre länger her.[9] Dagegen galt Microsoft im Internet stets als böser Bube. Die folgende Suchanfrage ergibt für die Konkurrenten keine Treffer:

 "Microsoft is more evil than Satan himself": 386

Aber vielleicht ist „Satan himself“ auch einfach nicht mehr der geeignete Vergleichsmaßstab für Apple und Google.

Deutscher Blick auf digitale Bösewichte

Wie sieht die Welt nun in Deutschland aus? Böse ist da jedenfalls ungebräuchlich – vielleicht auch deshalb, weil der Komparativ „böser als“  nicht gut klingt. Besser ist da schon „schlimmer“. Und so lautet die deutsche Basisphrase „X ist schlimmer als Y“. Die Reihenfolge der Paarungen ist wie oben gehalten, Verschiebungen im Ranking zu verdeutlichen:

   - X -  /   - Y -  : Trefferzahl
Apple     / Microsoft:  80
Google    / Microsoft:   9
Microsoft / Apple    :   0
Google    / Apple    :   6
Microsoft / Google   :   0
Apple     / Google   :   7

Der deutschsprachige Ruf von Apple ist demnach noch etwas schlechter als sonst. Das ist kein Wunder beim derzeit grassierenden Apple-Bashing,[10][11] mit dem der provokative Hajo Schumacher sensationell viele Verlinkungen erntete (10 Blogs, 1283 Tweets, 3874 Likes, 5989(!) Shares, 16(!) +1) Dafür ist der Ruf von Microsoft hier weißer als weiß. Zwar gibt es einzelne Treffer, bei denen Microsoft als das schlimmere Vergleichsobjekt herhalten muss, aber die Konkurrenz ist nicht darunter: stattdessen Al Kaida, eine Heuschreckenplage oder eine Seuche. Und das, obwohl der Satan-Vergleich Tradition hat.[12] Wie macht Microsoft das nur?

Methodenkritik

Einer kritischen Überprüfung hält der Vergleich freilich nicht stand. Besonders zu beachten ist, dass niemand ins Internet schreiben würde, dass Microsoft schlimmer als Apple ist, wenn das ohnehin schon alle wissen. Insofern hat wohl die Aussage, dass inzwischen Apple als schlimmer angesehen werden kann, einen Neuigkeitsvorteil. Aber um sich nicht mit der Diskussion von Detailproblemen aufzuhalten, sei hier xkcd-Macher Randall Munroe zitiert:

„It does make it hard to use Google hits as an accurate gauge of anything, but I suppose if you’re trying to study something by seriously analyzing Google result counts, you have bigger methodological problems to worry about.“[13]

Wer beweisen kann, dass einem anderen als Google der Titel des Dr. Evil der digitalen Welt gebührt: Nur zu!

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10 Antworten zu “Google, Apple, Microsoft: Who’s bad?

  1. Eigentlich fehlt hier noch ein Vergleich: Facebook
    Wenn ich nur nach „Facebook is evil“ suche, bekomme ich 389 Millionen Ergebnisse – Apple hat hingegen nur 176 Millionen Ergebnisse.
    Meinst du, dass man Facebook hier vielleicht noch mit aufnehmen könnte?

  2. Darüber habe ich gestern auch schon nachgedacht. Danke für die Anregung! Es zeigt sich aber, dass es Vergleichsprobleme gibt.
    Beim Satz „X is evil“ (Anführungszeichen nicht vergessen) gewinnt Google mit 239.000 vor Facebook mit 135.000 Treffern; Apple und Microsoft kommen nur knapp über 80.000. Das macht Facebook interessant. Wenn man genauer hinschaut, kommen die Probleme:
    In obiger Matrix kommt Facebook im Vergleich mit Apple und Microsoft nur auf höchstens 2 Treffer, egal in welchem Verhältnis, in deutsch ebenso wie in englisch. Sprachneutral ist auch „Facebook is more evil than Google“ („Facebook ist schlimmer als Google“) mit 31 bzw. 32 Treffern. Die Gegenprobe zeigt mit 3 bzw. 2 Treffern, dass es dabei um Google+, den direkten Konkurrenten von Facebook geht. Offenbar gilt es weitgehend als abwegig, Apple oder Microsoft mit Facebook zu vergleichen, zu gering sind die Gemeinsamkeiten – daher auch das Sprichwort: Das ist ja wie Äppel mit Facebook vergleichen…
    Interessanterweise gibt es aber auch die Ansicht, dass Microsoft der unpassende Teil der vier Unternehmen ist, da man dort nicht im Web 2.0 angekommen sei. Das wäre auch eine Erklärung dafür, warum Microsoft oft als bekannter Vergleichsmaßstab für Bösartigkeit herhalten muss, aber seltener selbst als böserer Part bezeichnet wird:
    „Microsoft died a long time ago. Death to the Darth Vader of tech.“[1]

  3. Zum Tod von Steve Jobs schreibt der Spiegel:

    „Apple hat über die Jahre und trotz aller Enthüllungen über die zwangsläufige Unmenschlichkeit eines Konzerns seiner Größe ein erstaunlich sauberes Image behalten.“

    Die obigen „Messungen“ ergeben ein anderes Bild. Aber auch dafür liefert der Spiegel eine Erklärung:

    „Wir lesen auf dem Smartphone über die neuesten Konzern-Schweinereien, schicken schnell einen empörten Tweet dazu ab und erkennen nicht mehr die Ironie dieser Handlung.“[1]

  4. Auch Amazon ist ein Kandidat für das große Spiel. Dafür fehlt Microsoft in: The War Between Google, Amazon, Facebook, Apple. In: npr.org, 3. November 2011.
    via [1]

  5. Die FAZ schreibt Teile aus vorgenanntem Artikel ab und ergänzt sie um Wirtschaftsdaten: Die Herrscher im Netz. Endspiel um das Internet. In: FAZ.net, 9. Dezember 2011. Auch hier fehlt Microsoft.

  6. Pingback: Quantitative Beantwortung der Frage, warum Schavan nicht plagiiert haben kann | Erbloggtes

  7. Pingback: Das Leistungsschutzrecht, die Hegemonie und die Revolution | Erbloggtes

  8. Schon Mitte 2010 beschrieb Julia Seeliger den „Dr. Evil“-Titelverlust Microsofts gegen Apple und sah Google als Apples stärksten Konkurrenten in dieser Hinsicht:
    Julia Seeliger: Wie Heroin. In: taz.de, 27. Mai 2010.

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