Der Wulff und seine Jäger

Erledigtes war Bundespräsident Christian Wulff moralisch bereits Mitte Dezember 2011.[1] Er hielt sich nach eigener Zählung noch 67 Tage im Amt, und nun rechnet er ab:

„Wulff macht in seinem neuen Buch ‚Ganz oben Ganz unten‘ den Jagdtrieb von Journalisten für seinen Rücktritt verantwortlich.“[2]

Erlegtes Wild wollten die also aus ihm machen. Wie das? Darüber schreibt Wulff ausführlich. Denn die Verfehlungen anderer sind das beste Thema, um nicht über die eigenen reden zu müssen. Kurz vor seinem Rücktritt, um den 10. Februar 2012 auf einem Treffen der „nicht-exekutiven Präsidenten Europas“ in Helsinki verortet Wulff folgende Episode:

„Das Treffen mit den acht Staatsoberhäuptern lenkte mich ab. Es gab viel Zuspruch und manche Ermutigung, aber auch Kurioses. Der ungarische Präsident Pál Schmitt nahm mich zur Seite: Er habe zu Hause auch ein Problem, seine Doktorarbeit werde wegen Plagiatsverdachts gefilzt. Am 2. April musste Schmitt zurücktreten. Zum Glück habe ich nie meinen Doktor gemacht, dachte ich bei mir, den hätte mir Herr Heidemanns [der auf Wulff angesetzte „Bild“-Reporter] sicher als erstes aberkannt.“

Die Legende, jede Doktorarbeit sei nach Guttenberg zur Gefahr für Politiker geworden, weil jede Doktorarbeit nach Belieben skandalisiert werden könnte, bezeichnet ganz gut Wulffs Verhältnis zur Substanz von Kritik und zur medialen Inszenierung von Kritik. Aus seiner Sicht gibt es keine Substanz, die nicht von medialer Aufbauschung erzeugt wird. Denn die Medien sind an allem schuld.

Dementsprechend hat Wulff „den Medien“ nun seine Version der wesentlichen Geschichte zusammengeschnitten (daraus alle nicht anders gekennzeichneten Zitate). Auch Medienschelte wird für Wulff nämlich nur real, wenn sie medial aufgebauscht wird. Also kritisiert er die Quotengeilheit von Günther Jauch, um Material für neue quotenträchtige Günther-Jauch-Sendungen zu produzieren. So begründet er auch, warum er seinen Anruf bei „Bild“-Chef Diekmann nicht veröffentlicht habe: Es interessiert ihn dabei gar nicht mehr, was er damals gesagt hatte, ausschließlich geht es darum, wie „Bild“ das medial ausgeschlachtet hätte.

Hinzu kommen alte Geschichten von innerparteilicher Konkurrenz, in denen der arme Wulff ganz allein dasteht. Von „Parteifreunden“ umstellt, erwies sich Wulff im Amt als unkontrollierbar. So unabhängig war er, weitaus mehr als Gauck, dass selbst die „Bild“ nicht mehr bestimmen konnte, was er tun sollte. Nikolaus Blome, damals „Bild“, heute „Spiegel“, erklärte bei Jauch, warum Wulff weg musste:

„Nächstes Jahr wird der Bundespräsident, wenn er ein guter Bundespräsident ist, wer es immer dann sein mag, eine Rede halten müssen, die darum gehen wird: Die Deutschen müssen den Gürtel enger schnallen.“[3]

Das spielt für Wulff heute allerdings keine Rolle. Lieber hadert und feilscht er um jeden Euro mit der höheren Macht, die ihm dieses Schicksal zugedacht habe:

„Einen kurzen Moment habe ich mir die Frage gestellt, ob die Mitglieder des Immunitätsausschusses des Deutschen Bundestages eine Beratung des Schreibens der Staatsanwaltschaft Hannover in Betracht ziehen und erwägen könnten, wegen der Dürftigkeit der Verdachtsmomente dem Verlangen der Staatsanwaltschaft Hannover nicht nachzugeben. Es handelte sich um Vorwürfe aus meiner Zeit als Ministerpräsident, die in Frage stehende Summe belief sich auf insgesamt 2500 Euro. Vergehen solcher Geringfügigkeit werden in vielen Staaten nach Ende der Amtszeit (unter Aufhebung der Verjährung) geklärt. Warum nicht auch in Deutschland? Die Antwort war einfach: Weil keiner in den Reihen der Regierungsparteien das Lärmen der Opposition – nicht zu reden von der Empörung der Medien – auch nur einen Tag durchgestanden hätte. Deshalb rief ich die Bundeskanzlerin in dem Moment an, als mir der Antrag auf Aufhebung der Immunität bekannt wurde, und teilte ihr mit, dass ich am nächsten Morgen meinen Rücktritt erklären werde.“

Wulff verkennt in seinen Rücktrittsgedanken, dass er von Anfang an ein fehlkonstruierter Präsidentschaftskandidat war. Kein Elder Statesman, kein überparteilicher Kandidat, sondern einfach der nächste und schärfste Konkurrent Angela Merkels aus dem „Andenpakt“, jener südamerikanischen Seilschaft der CDU-Nachwuchs-Generation von 1979, die unter Kohl hochgepäppelt worden war, um einst als dessen Erben die Regentschaft anzutreten. Merkel hatte ihn mit einem netten Posten ohne Macht abgefunden. Der Deutschlandfunk kommentierte 2010:

„Nun also soll Wulff ins Berliner Schloss Bellevue ziehen. Der letzte ernst zu nehmende Konkurrent für Angela Merkel, der aus dem Andenpakt kommt, entschwindet im präsidialen Nebel.“[4]

Die vielbeschworene „Würde des Amtes“ fehlte Wulff von Anfang an. Das störte besonders die „groß“-bürgerlichen „Kritiker aus FAZ und Welt und Spiegel“ schon damals.[5] Wulff hatte es als PR-Spezi nach oben geschafft, nicht als Parteisoldat, nicht als Funktionär der Zivilgesellschaft, sondern im „Bild“-Fahrstuhl. Das machte ihn natürlich angreifbar und abhängig von seinen Gönnern – die aber Ende 2011, recht plötzlich, nicht mehr gönnen wollten:

„Als die Bild-Zeitung anderthalb Jahre später auf diese Linie [von FAZ, Welt, Spiegel] einschwenkte – aus Gründen, die offenbar in meiner Haltung zum Islam und im persönlichen Ehrgeiz ihres Chefredakteurs zu suchen waren -, geriet ich mehr als in Bedrängnis.“

Seine eigene Großherzigkeit (dass manche Muslime sich ja womöglich auch irgendwie deutsch fühlen dürften) und die Persönlichkeitsmakel der anderen, darüber sei er gestürzt. Möglich geworden sei dies durch eine überdrehte Medienhetzjagd. Die Leitmotive sind, wie inzwischen deutlich geworden sein dürfte: Individualisierung und Medialisierung. Ungerecht findet Wulff, dass diese beiden Phänomene ihn zu Fall gebracht haben. Völlig gerechtfertigt findet er hingegen, dass diese beiden Phänomene ihn nach oben gebracht haben.

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27 Antworten zu “Der Wulff und seine Jäger

  1. Diese Nabelschau zeigt noch einmal, welch einen Antidemokraten wir da losgeworden sind.

  2. Genau. Nicht unbedingt Antidemokrat, aber zumindest Egaldemokrat: Alles ist gut, solange es für ihn persönlich gut ist. Ein fatales Verhältnis von Moral, Recht und Demokratie, wie ich in meinem allerersten Ansatz zur Wulff-Affäre (siehe oben, [1]) festgestellt habe.

  3. ich widerspreche, lieber erblogger.

    ich habe damals in allen diskussionen, an denen ich teilnahm, wulff in schutz genommen, weil ich es schlicht unerträglich fand, einem komplott – von springer gestrickt und vom spiegel und den ganzen anderen leidmedien exekutiert, auf den leim zu gehen. ich finde noch heute, daß sich jeder mal was schämen sollte, diese sau durchs dorf getrieben zu haben.

    interessanterweise erschien dann ja mit „der böse wullf“ eine analyse des falles, von der ich mich bestätigt sah in meiner halsstarrigkeit, nicht mitzulaufen in der meute. gestern gab’s nochmal ein interview mit dem autoren

    [audio src="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2014/06/10/dlf_20140610_0812_83bbdd1a.mp3" /]

    wer heute, drei jahre nach den ereignissen, sein eigenes verhalten immer noch nicht kritisch reflektiert hat, der sollte sich mal fragen, ob er sich immer noch einen bären aufbinden läßt und warum.

    wulff hat mist gebaut, er hat sich ungeschickt verhalten, er hat fehler gemacht. aber die, die ihn gehetzt haben, die ihren spaß an ihrer eigenen unfehlbarkeit immer noch nicht verloren haben, die müssten sich eigentlich fragen, wie irgendwas besser werden soll, wenn wir nicht einmal zur kritik an unserem eigenen verhalten in der lage sind: wir als gesellschaft haben uns von springer mißbrauchen lassen, wir haben eine 1a kampagne erlebt, die jedem politiker klar gemacht hat, wer hier die hosen anhat.

    sorry, muss ich in dieser eindeutigkeit einfach mal sagen.

  4. und, ahem, bitte mal den bildblog von gestern lesen. nicht nur interessant wegen der wulff geschichte … sondern auch … weiter unten … wegen des schweizer blogs, der jetzt der frage nachgeht, woher eigentlich diese ganzen trolle kommen, die unsere kommunikation im auftrag systematisch mit ihrer bezahlten propaganda verunmöglichen.

    nur weil der bislang beste artikel zum thema in der „welt“ stand, heisst das ja nicht, daß wir uns dem nicht stellen müssten …

    ich finde, „wir“ sollten mal langsam die selbstgefälligkeit ablegen und unsere eigene art, mit den dingen umzugehen, ernsthaft einer neubewertung unterziehen: wir sind zu einer empöreria degeneriert, die nach belieben zu manipulieren ist.

  5. und … ich schiebe mal den link auf die arbeit des otto-brenner instituts nach, das den fall wulff ja auch systematisch untersucht hat.

  6. Welcher Aussage widersprichst du, lieber hardy?

    Dass Wulff von Anfang an der falsche Präsidentschaftskandidat war, der durch Zustände (um nicht zu sagen Missstände) nach oben gespült wurde, die ihn schließlich auch wieder hinunterspülten?

  7. was war an wulff „falsch“?

    die jugend? die tätowierte frau? cdu mitglied?

    der war so falsch wie jeder andere auch – und so gut. ist ja normalerweise ein amt, in dem man wächst. „wir“ fanden ja damals, daß unbedingt der gauck der bessere kandidat wäre, es wurde getwittert und gekreischt wie sau. heute ist er es ja … und auch irgendwie „falsch“. weil „falsch“ ist ja immer alles und jeder, es braucht sich ja nur einer zu finden, der es/ihn/sie „falsch“ findet und schon ist er/sie/es „falsch“.

    ja ja, die kanzleröse wollte alles bloß keine konkurrenz und die wiederum wollte sie aus dem weg. dachten ja alle damals, er könnte ihr mal als konkurrenz erwachsen.

    falsch, lieber erblogger, war und ist, daß diese unerträgliche schnalle offensichtlich so taktiert: was, juncker wil … nope, da nehmen wir doch lieber mal den baroso … du erinnerst dich … und nu? … die wollen den juncker? immer noch … blöd sowas. hätte uns ne menge zeit gespart.

    an wulff war nichts „falsch“, so gut, so schlecht wie jeder andere auch.

    falsch ist, daß wir uns manipulieren lassen und nicht auf die bl#de k#h losstürmen und statt dessen lieber mit der hingehaltenen karotte zanken.

    daß wir immer alles „falsch“ finden, statt ein einziges mal was „ganz okay“.

  8. Du gibst dich ziemlich der Auffassung hin, richtig und falsch gebe es nicht, es komme nur darauf an, welche Bewertung medial die bessere Verbreitung fände. Damit bist du darauf reingefallen, dass Merkel, „Bild“ und Co. so denken und vorgehen. Deren Moralrelativismus sorgt dafür, dass die jeweiligen Maßstäbe, die zur Beurteilung eines Einzelfalls anzulegen seien, nach Belieben von ihnen bestimmt werden können. Bei diesem Spiel der Beliebigkeit macht der Medienzirkus gerne mit. Das habe ich seinerzeit immer kritisiert. Dass die „Bild“ ein Drecksblatt ist und die Presselandschaft anfällig für reaktionären Moralismus, ist ja völlig richtig. Aber das entschuldigt nicht Wulff, der genau mit dem Drecksblatt und dem reaktionären Moralismus Karriere gemacht hat.

    Wulff hat sogar eingeräumt, dass er keine Distanz zu seinen „Freunden“ gewahrt hat, dass Staatsmacht und persönlicher Vorteil in seiner Person eine wunderbare Verbindung eingegangen sind, dass er als Ministerpräsident gelogen hat usw. Bloß sah er darin keinen Rücktrittsgrund. (Die „Freunde“ hatten ihn ja auch dafür einst gefeiert.) Er ist aus den falschen Gründen zurückgetreten, nachdem er aus den falschen Gründen Präsident geworden war.

  9. Warum Wulff der falsche Präsident war, habe ich unter [1] erläutert, bevor es richtig los ging mit seiner Affäre.

  10. [..] Du gibst dich ziemlich der Auffassung hin, richtig und
    [..] falsch gebe es nicht, es komme nur darauf an, welche
    [..] Bewertung medial die bessere Verbreitung fände

    ahem, ich erinnere mich ja ganz gut … ich kann mich nicht daran erinnern, daß es da eine bewertung von wem auch immer gab, die fand, wulff habe zwar mist gebaut, aber … es gab nur ein unisono: hängt ihn!

    [..] Damit bist du darauf reingefallen, dass Merkel, “Bild” und Co.
    [..] so denken und vorgehen

    ahem, die BLÖD hat ihn damals nicht selbst fertig gemacht, sie hat ihn fertig machen lassen von anderen und „uns“ sozusagen als erregbare masse mit überhöhten moralischen maßstäben, unserer selbstgerechten rigorosität, unserem selbstgefälligen jakobinermoralkomplex zu ihrem instrument gemacht. das habe ich damals so gesehen und ich sehe es heute noch so.

    es geht mir hier ja auch nicht um das klein/klein wer mit welchem vorwurf nun recht hat oder nicht, ich gucke nicht zurück und denke: siehste wohl, recht gehabt. ich sehe aber durchaus, daß sagen wir mal das otto-brenner-institut und der bildblog hier näher bei mir als bei dir liegen 😉

    ich verstehe ja, daß

    [..] Moralrelativismus

    auf die fahne eines jeden guten jakobiners gehört.

    ich bin aber dummerweise für mehr grautöne, schwarz weiss ist im grunde nicht so mein ding. vor allem aber bin ich nicht von einem „haltet! den! dieb!“ abzulenken.

    genau das wird und wurde gespielt und wir sollten uns jetzt mal – nach vorne gedacht – fragen, ob wir spielen … oder mit uns gespielt wird.

    irgendwann erreichen wir einen punkt, an dem die sache mit teer & federn „gelöst“ wird und wieder „strange fruits“ an bäumen hängen. aber hauptsache wir sind die guten.

    [..] (1)

    da hatte aus meiner sicht eher henning recht 😉

  11. Es ist eben immer die Frage, worüber man reden möchte:
    (a) Die persönlichen Makel eines Bundespräsidenten
    (b) Die Kampagne eines Pressekonzerns mitsamt Herdentrieb einer Öffentlichkeit
    (c) Das politische System, das a & b zur Empörung nutzt, obwohl beides für die wirklichen Lebensbedingungen der Menschen ziemlich irrelevant ist.

    Man kann sich über jeden Teil einzeln aufregen. Aber dass sich jemand über den einen Teil aufregt, macht den anderen noch nicht weniger schlimm und die Aufregung anderer weniger berechtigt. Ich rege mich in dem Fall über b weniger auf, weil es sich nicht um meine gewählten Repräsentanten handelt. Bildblog und OBS machen aber Medienanalyse.

    Was Henning damals sagte, spielte b gegen a aus:

    „Und mit dem Bashing, dass durch Medien und politische Konkurrenz getrieben wird, wird das Amt des Bundespräsidenten historisch beschädigt. Ja, durch das Bashing, nicht durch Wulff.“

    Ich halte das für falsch. Nicht weil es andersrum wäre. Sondern weil c „das Amt des Bundespräsidenten historisch beschädigt“ hatte, als es jemanden dorthin beförderte, der mitten drin im Politpoker saß.

  12. [..] Aber dass sich jemand über den einen Teil aufregt,
    [..] macht den anderen noch nicht weniger schlimm und
    [..] die Aufregung anderer weniger berechtigt.

    saiz hat mir bei klaus erklärt – als ich genau diesen punkt in der aktuellen ukraine debatte beklagte -, daß man das „whataboutism“ nennt 😉

    über (a) traue ich mich nichts zu sagen, das war nie mein thema, ich halte es für anmaßend, da ein urteil zu fällen: wir wissen immer nur, wie wer was medial darstellt. ich kenne ihn ja nicht persönlich.

    zu (b) habe ich mich eindeutig geäußert und das ist mein thema, die verheerungen der empöreria, des permanenten shitstorms, der skandal als triebfeder unser auseinandersetzung über gesellschaft und als (so das thema der sendung) „geschäft“.

    (c) folgt ja aus (b). „die“ (werimmerdasseinmag) haben diesen effekt des shitstorms verstanden und nutzen ihn, um von anderem abzulenken.

    ich finde und fand übrigens auch, daß nutzen und schaden in keiner relation stand. ein bobbycar? 800 euro? (soweit das gerichtsfest ist). ich bitte dich …

    mir geht es hier nicht darum, recht zu behalten, ich will selbstreflektion. wir können so nicht wirklich weitermachen. daß du als jemand, der sich – zurecht, das ist schon okay – an einer frau festbeisst, die bei ihrer doktorarbeit betrügt und damit die arbeit anderer, die bei ihrer doktorarbeit eben nicht betrügen, entwertet, halte ich für aus dieser perspektive für vollkommen berechtigt. da löst im kreise derer, die sich davon auch betrogen fühlen, zurecht zustimmung aus.

    in sachen wulff haben wir es aber damit zu tun, daß unterstellungen für bare münze zu einer vorverurteilung geführt haben, ein im grunde schwacher mensch seine verteidigung auf sand baute und die gesellschaft eine sau durch’s dorf trieb, die heute immer noch nicht zur selbstkritik in der lage ist. wenn ich die blöden, boshaften, selbstgefälligen kommentare so lese, wird mir jedenfalls schlecht.

    ich weiss, daß du das sehr präzise in kleine teile aufteilst. aber es könnte sein, daß du das ganze aus dem auge verlierst: definitiv ein zu hoher preis für pipifax. aber, hey, das ist meine meinung, es ist okay, dass du da strenger bist als ich 😉

    aber wirklich: wir sollten mal mit „ganz okay“ leben lernen und nicht immer so tun, als seien menschen schwarz oder weiss. wulff hat eine menge mist gebaut, aber hey: keine kinderpornos as far we know ..

  13. ps: ich bin ja im grunde überrascht, wie du hier zwischen wulff und edathy so scharf trennen kannst … für mich gibt’s da eine menge parallelen.

  14. Wenn ich über Wulff und Vernunftmoral rede – vgl. [1], und es geht mir dabei um Aspekt (a) – dann geht es mir um Verfehlungen im Amt. (Wenn „Die Welt“ raunt, dass seine Frau eine ganz Verruchte ist, dass er unter ihrer Fuchtel stehe usw., dann ist das die analoge Ebene wie bei Edathy.) Ich fühle mich auch verpflichtet, die Amtsführung von Politikern zu beurteilen. Das ist nicht anmaßend, und man muss dazu niemanden persönlich kennen. Und selbst wenn man aus der Beurteilung der Amtsführung [analog auch bei Abgeordneten oder anderen Politikern, die keine Ämter im engeren Sinne inne haben] dann Beurteilungen des „Charakters“ ableiten möchte, dann handelt es sich dabei um Beurteilungen des „politischen Charakters“. Denn den „eigentlichen“ Charakter kennen wir nicht. Und es ist uns auch egal, ob jemand bei seiner Domina bellt und mit dem Schwanz wedelt, oder ob er unter Pseudonym komische Sachen bloggt – solange das nicht in die öffentliche Rolle hineinspielt.

    ((wir sollten mal mit “ganz okay” leben lernen und nicht immer so tun, als seien menschen schwarz oder weiss))
    Das ist unpolitisch. Die Vorstellung, es gehe im Polit- und Öffentlichkeitszirkus um „Menschen“, ist unpolitisch. Ich habe das oben Individualisierung und Medialisierung genannt: Der Politiker, die Medien und das ganze politische System vermitteln den Eindruck, wir würden „den ganzen Menschen“ wählen, sehen, be- und verurteilen. Dieser Eindruck ist aber falsch. Das sollte obige Einführung des „politischen Charakters“ klarer machen.
    „ganz okay“ ist eine passende Kategorie, wenn wir im alltäglichen Umgang ganzen Menschen begegnen. In der Politik hat sie aber nichts zu suchen. Der Politiker will menschlich erscheinen. Das kommt gut an. Es ist aber nur eine Illusion. In der Politik geht es um ja oder nein, Zustimmung oder Ablehnung, schwarz oder weiss. Luhmann sagt: Macht oder keine Macht. Die Forderung nach einem Rücktritt ist gleichbedeutend mit dem Votum „keine Macht“.

    Dann gibt es seit einiger Zeit noch den Diskurs, es wolle ja niemand mehr in die Politik gehen, wenn man dort so unmenschlich behandelt werde. Wulff schreibt das auch. Das entspricht in einiger Hinsicht deiner Kritik an den Empörten. Es ist aber Quatsch. Die Leute, über die sich jemand empört, stehen politisch für etwas. Und das passt den Empörten nicht. Das war früher schon so, da verließ die Empörung aber nur selten den Stammtisch. Nun ist sie zu hören. Die Vorstellung, „wir alle“ wären dauerempört, ist aber falsch, glaube ich. Jeder ist von unterschiedlichen Sachen empört, aber es reicht eine verhältnismäßig kleine Empörtenzahl, um einen ungewohnten Shitstorm zu entfachen, der dann ganz groß wirkt. Plötzlich können alle mit allen kommunizieren (hier im Netz jedenfalls, und durch die Diffusion von Netzdebatten in die Holzmedienwelt). Und irgendwer Empörtes findet sich immer. Die Massenmedien greifen aber alles gern auf, was auch nur irgendwen empören könnte, und jagen die Sau ins Dorf. Und da finden sich dann ein paar Schweinehirten, die sie hindurch treiben. Das sind aber je nach Sachverhalt verschiedene Schweinehirten.

    Bei dir wird das dann reflexiv gewendet, und du würdest gern die ganzen Schweinehirten durchs Dorf treiben. Das ist auch schon länger ein beliebter Sport, besonders in konservativen Medien. Was du und die dabei aber ignorieren müssen: Sobald die Schweinehirten durchs Dorf getrieben werden, sind es funktional Säue, und die Schweinehirtentreiber sind die funktionalen Schweinehirten, die sich folglich selbst durchs Dorf zu treiben wünschen müssten. Performativer Selbstwiderspruch. *kawumm* 😉

    Sorry, das ist ziemlich komprimiert, vielleicht auch wirr oder unverständlich. Aber das wäre genug Stoff für ein Buch. Titel vielleicht: Die Empörten und ihre Feinde.

  15. [..] Das ist unpolitisch.

    bis dahin …. d’accord.

    ab da ist es halt die frage, wie man das betrachtet: ich bin da eher „spectateur nocturne“ im sinne von restif de bretonne, ich gehe durch die nächtlichen strassen eines vorrevolutionären paris und gucke es mir nur interessiert an. ich bin weniger an dem drama interessiert als an dem verlauf der dinge.

    [..] Dieser Eindruck ist aber falsch

    auch wenn ich das so sehe wie du … am ende ist es dann doch das würstchen mensch, oder? der mann ist ja so gesehen jemand auf der anderen seite des spektrums, ich habe keinen grund, ihn in schutz zu nehmen, seine fehler zu entschuldigen.

    [..] das ganze politische System vermitteln den Eindruck,
    [..] wir würden “den ganzen Menschen” wählen, sehen,
    [..] be- und verurteilen.

    würde ich jederzeit unterschreiben. wir haben aber, menschlich wie wir nun mal sind, ein grundsätzliches problem: wir sind nicht in der lage alles über alles zu wissen. wir können uns in ein thema „hineinschaffen“, „wissen“ erwerben, die qualifizierung, etwas zu „beurteilen“. ich gestehe, ich bin viel zu vergnügungssüchtig und begrenzt, das für „alles“ hinzubekommen, ich habe das mal in „hamsterrad“ gesagt, so ein tag hat 24 stunden und wenn ich alles abziehe, habe ich am ende eine bestimmte zeit, in der ich mich „interessieren kann“ und an einen punkt komme, an dem ich bis zu einem gewissen grad und selbstverliebt wie ich nun mal bin, auch eine bewertung eines der vielen vielen themen, die mir so tag für tag aufmerksamkeitswürdig erscheinen, vorzutäuschen 😉

    du verstehst? too much information. wenn ich den fokus so weit stelle, wie ich das tue (guck auf meinen tv3.radioblog, dann weisst du, wie weit ich das versuche zu tun), dann kann ich dir nicht mehr in jedem detail wulfscher fehler widersprechen. ich bin am ende darauf angewiesen, ihn als „rolle“ zu sehen, zu gucken, wie sehen andere ihn, und wieder andere und noch mal andere, zu entscheiden, welcher stimme ich vertraue, um dann am ende zu sagen: „okay, also der wird als weichei beschrieben, hat aber nach den ersten dramatischen fehlern und der konsequenz, die er gezogen hat, seinen scheiss auf die reihe bekommen, hat eier gezeigt und nicht den schwanz eingezogen“. gibt halt ein paar pluspunkte.

    dabei ist mir wulff so wichtig/unwichtig wie sagen wir mal eric cantor, angeblich zweitwichtigster mann der republikaner, gerade an einem tea-party mann gescheitert, oder der auseinanderbrechende irak, oder eben die ukraine und und und … und zwischendrin höre ich dann bernard cornwell „der heidenkönig“, 7.ter teil der sog. sachsensaga, hervorragender stoff.

    bin ich unpolitisch? ich bin halt „interessiert“. nicht so sehr auf der abstrakten ebene mit urteilen und ich muss nur alle drei sekunden ein urteil fällen und einen likebutton drücken. ich habe zeit. ich drehe es noch mal um. ich höre mir noch was anderes an.

    das nur, damit wir nicht aneinander vorbeidriften: ich neige nicht zu abstraktionen und urteilen in schwarz & weiss. für mich ist das so etwas wie geschichte im entstehen, ich spaziere so durch und versuche in dem engen zeitrahmen auf dem laufenden zu bleiben, aber selbst nicht in laufen zu kommen.

    [..] Luhmann sagt: Macht oder keine Macht.

    ah, ich liebe luhmann. aber ich liebe auch buckminster fuller, robert a wilson, timothy leary, douglas rushkoff oder baudrillard. am meisten mag ich montaigne …

    ws soll ich sagen, ich lebe in einem land und einer gesellschaft, wie sie blöder nicht sein könnten. ich denke immer, das liegt daran, daß wir immer noch nazi sind und es gar nicht merken, in vielerlei hinsicht: dieser trieb in die mitte, die gemeinschaft, dieses harmoniesüchtige, aber auch dieses überhöht alles be- und verurteilende. die schafsherde, die dieses volk darstellt, ist blöde bis zum geht nicht mehr … oder, schlimmer, wir sind es. die wählen die merkelsche, wollen die groKo, harmonie pur, und wir, wir tun so, als hätten wir die weisheit mit löffeln gefressen … aber es hört eben keiner auf „uns“. die die anzusprechen wären, wählen am ende die piraten, die linkspartei oder gleich die afd, um sich den langen weg dahin abzukürzen, wo sie eh an einem bestimmten punkt landen werden.

    „wir“ haben die macht jedenfalls nicht. die „alten mächte“ haben verstanden, daß wir luschen sind (meine neujahresansprache). wir sitzen nur rum und diskutieren _über_ die macht …

    [..] Die Leute, über die sich jemand empört,
    [..] stehen politisch für etwas.
    [..] Und das passt den Empörten nicht.

    hey, ich gucke das spiel jetzt seit, lass mich nachdenken, 1971, mich hat der strauss einen terroristen geschimpft, aber das war ich schon von meinem alten gewohnt, der immer fand, ich hätte was von christian klar. ich hab‘ in einem kino gestanden, als einer reinkam und verkündete, sie hätten gerade buback erschossen … und war so dämlich mit den anderen zu johlen.

    ich war ja auch mal „empört“ (ich liebe diesen satz, der ist so gut wie „solange du deine füsse unter meinen tisch stellst …“ oder „geh! doch! rüber!“, ich hoffe du hörst das selbstironische gegacker …) aber ich habe auch erlebt, daß weit mehr und qualifizierter ausgeteilt und eingesteckt wurde. es ist doch kinderkram, mit dem heute politikern an die wäsche gegangen werden soll, der strauss konnte bei rassisten und verbrechern urlaub machen, seinen geldbeutel im ny puff verlieren … und ist auf der jagd und im amt gestorben.

    ein bobbycar und 800 euro? kinderkram. aber anständig genug, es nicht auszusitzen und jetzt „sich nach oben boxen“. ich hab‘ schon schlimmere sachen erlebt, über die man sich empören kann.

    statt sich zu empören, sollten alle mal drüber nachdenken, was man besser machen würde und sich trauen, es auch besser zu machen. wie das dann läuft, kannst du dir bei den piraten angucken …

    „dissing me, dissing you, ach leck mich doch, macht euren kram alleeene!“

    das war jetzt ein whataboutism-dreh 😉 aber … so ist es doch: natürlich macht das keinen spaß mehr, wenn alle akteure weicheier sind und jeder auf der tribüne ein besserer stürmer als der beckenbauer. was ist aus dem geworden? ach aja, korrupt. hmmmm …

    [..] Bei dir wird das dann reflexiv gewendet, und du
    [..] würdest gern die ganzen Schweinehirten durchs
    [..] Dorf treiben.

    vollkommen falsch und gerade du solltest das verstehen: ich will, daß das aufhört. nicht, daß ich die macht bekomme und die schurigele, die sie vorher hatten. ich hätte gerne, daß alle aufhören, sich so aufzublasen. alles ein skandal ist und was keiner ist kein schwein interessiert. im podcast, den ich dir raffinierterweise untergeschoben habe, wird zb. erzählt, daß ein armuts-bericht, der zur zeit des wulff skandals ein echter skandal gewesen wäre, es nie auf die titelseiten gebracht hat. wir haben alle auf ein rotes bobbycar gestarrt … und „zuhause sterben die leut“.

    ich hätte gerne – was für eine blöde formulierung, ich habe so wenig zu „haben“ wie jeder andere auch und alles summiert sich da auf NULL – daß sich alle mal nicht so selbstgerecht und vor allem besinnungslos dieser logik des in drei sekunden auf den nächsten like-button zu drücken, mal ne minute nachdenken. aber das, das ist echt zu viel verlangt, befürchte ich.

    daß man bitteschön drei meinungen gegeneinander abwägt und nicht vorher schon den solotänzer bei der empöreria fest gebucht genau weiss, ws man sagen muss, damit die anderen einen liebhaben.

    „wir sind hier alle gegen den xyz“ – und um mehr handelt es sich doch im landläufigen falle nicht – alleine reicht nicht, um zu „binden“. aber das mit dem „wir alle sind hier für“ hat man ja nicht mehr so in zeiten des „like“/“hate“ buttons.

    lange rede, spät nachts, bin halt nicht so der typ für abstraktes und auf 140 zeichen zu begrenzendes 😉

    kein korrekturlesen, keine zeit, muss podcasts hören.

    fehler, schiefe satzkonstrukte, wer so was findet, darf’s behalten …

  16. alleszuspaet

    Das ist ja eine hochinteressante Diskussion!
    Zitat Hinterwald:
    „ps: ich bin ja im grunde überrascht, wie du hier zwischen wulff und edathy so scharf trennen kannst … für mich gibt’s da eine menge parallelen.“
    Genau so ist es.
    Zitat Erbloggtes:
    „Sorry, das ist ziemlich komprimiert, vielleicht auch wirr oder unverständlich. “
    Eben, und es zeigt wieder mal, daß euer Welt- und Menschenbild untauglich ist zur Erklärung der Realität.
    Und was sagt der neue und „bessere“ Bundespräsident Gauck am 31. Januar 2014 auf der Münchner Sicherheitskonferenz?….Zitat:
    „Manchmal kann auch der Einsatz von Soldaten
    erforderlich sein. Eines haben wir gerade in
    Afghanistan gelernt: Der Einsatz der Bundeswehr
    war notwendig, konnte aber nur ein Element einer
    Gesamtstrategie sein. Deutschland wird nie rein
    militärische Lösungen unterstützen,…….“
    Gauweiler meinte dazu in seiner Rede am 04. 06. 2014 in der Hamburger Bundeswehruniversität:
    „Natürlich ging es dem Bundespräsidenten um die
    Weltherrschaft des Guten….“

    Klicke, um auf Rede%2004.06.14.pdf zuzugreifen

    Mit dieser Rede sollte sich jeder Deutsche ausgiebig beschäftigen.

  17. An Wulff „falsch“ war seine – in den Augen der Öffentlichkeit – armselige Persönlichkeit. Er kam rüber als jemand, der keine Freunde hat, sondern bei Maschmeyer und Konsorten ein bisschen mitspielen darf. Natürlich nur, solange er Macht hat. Er selbst hat das dann mit Freundschaft verwechselt. Das mag nun so gewesen sein oder nicht, aber genau so kam es rüber. Selbst seine Frau hat es dann so gemacht: sobald die Macht weg war, war Wulff abgeschrieben. Und als weitbekanntes armes Würstchen kann man halt schlecht den Präsidenten spielen, selbst wenn das Amt so unwichtig ist wie in Deutschland. Das hat alles eine persönliche Tragik, und er tut vielen heute gerade deshalb auch leid. Daraus könnte er sogar ein gewisses Kapital schlagen, nicht jedoch mit Medienschelte und Rundumschlägen wie diesem Buch.

  18. Hardy, es ist alles ganz richtig, ich habe viel genickt beim Lesen, wir können das nicht alles wissen (das liegt gewiss daran, dass unser „Welt- und Menschenbild untauglich ist“). Wir müssen mit begrenzten Informationen Stellung beziehen. Manche haben mehr Informationen, andere weniger. Aber jeder nur ein Kreuz. Verflixte Demokratie. Man könnte heute ergänzen: Jeder eine Stimme. Das sind die neuen Bedingungen der Social-Media-Demokratie: Onkel Otto von um die Ecke kann sich nun global artikulieren. Ich finde nicht, dass die Leute davon ablassen sollten, und lieber anderen die Meinungsbildung und die Entscheidungen überlassen. Diese Haltung, die ich dir nicht unterschieben mag, die da aber so ein bisschen mitschwingt, führt ja zum autoritären Denken: Die Menschen sind dumm und ignorant, also sollten besser Experten/Priester/der König/der Führer die Entscheidungen treffen.

    Wenn man das nicht findet, dann ist Whataboutismus (klingt wie Waterboardismus oder auch Wahhabitismus) ein echtes Problem. Die Leute beziehen dann nämlich keine Stellung mehr zu einer konkreten Frage, sondern eigentlich zu einer anderen, die nur mehr oder weniger lose mit der ersten verknüpft ist:
    – Sollte Wulff zurücktreten? Whatabout Missstände in den Medien?
    – Hat Guttenberg plagiiert? Whatabout anonyme Plagiatsjäger?
    – Und alleszuspaet: War Wulffs Rücktritt berechtigt? Whatabout Gauck, ist der etwa besser?
    Die Suggestion, man könne aus der Antwort auf die Whatabout-Frage die Antwort auf die Ausgangsfrage ableiten, ist in der Regel falsch. (Eine Ausnahme könnten strafrechtliche Fragen sein, bei denen die Ermittler offenkundig falsch vorgehen. Denn wenn man „whatabout Staatsanwalt“ fragt, kann das ja wirklich das Ergebnis eines Prozesses und die Richtigkeit des Urteils prägen.)

  19. @erblogger

    whataboutism ist gerade wirklich mein lieblingswort, seit mir saiz es bei klaus erklärte. ich bitte, meinen einwurf nicht so zu verstehen: ich war schon damals entsetzt über die hetze auf wulff, habe mir überall den mund verbrannt, weil ich partei ergriff.

    unser problem – ich bitte das auch als antwort an @andreasP zu verstehen – ist, daß wir nur wissen, was uns eben medial vermittelt wird. wir bilden uns urteile auf der basis von urteilen … und sind mit dem, worüber wir urteilen nur bedingt vertraut. unser „wissen“ basiert auf einem (vor)urteil durch eine „partei“. wenn ich also gestern ein interview mit einem sternmann im dlf höre, könnte ich explodieren vor wut.

    [..] Ich finde nicht, dass die Leute davon ablassen sollten,
    [..] und lieber anderen die Meinungsbildung und die
    [..] Entscheidungen überlassen.

    sehe ich auch so, sei beruhigt. mir geht es mehr darum,w ie wir uns selbst betrachten und ich plädiere halt für mehr, wie soll ich sagen, „selbstkritik“? die fähigkeit, sich dem mainstream der meinungen zu entziehen, drei stimmen zu hören, eine eigene meinung zu bilden. that’s all.

    wir sind alle in diesem elenden zeitdruck, den die moderne mit ihren mechanismen erzeugt, jedes thema drei sekunden, like button. in „epitaph“ (oder war’s in „dEvolution“?) rede ich über den geschichtslosen fluss, in den wir eintauchen, nur noch das jetzt kennen und das „eben“ schon nicht mehr als vergangenheit verstehen können. wir mutieren und am ende sind wir, geschichts- und verstandlose masse, die in jede richtung zu manipulieren ist.

    ich weiss, das ist so „out of fashion“. aber ich kann ja nur sagen, wie ich die dinge sehe und für „mehr tiefe“ plädieren, eine meinung auf drei anderen zu bilden und nicht „mit zu laufen“. auch mal das zu sehen, was uns nicht past.

    wulff, dieser „schwiegermutters liebling“, dieses „weichei“, stellt sich gerade quer, tritt vor schienbeine, vor allem dem verbrecherverlag. den kann ich doch nur lieben. wegen dem JETZT. das WASWAR ist vorbei …

    finde ich gut, wo ist der button?

  20. ich bin so gemein und schiebe noch einen beitrag von heute abend im dlf zum thema integrität nach …

  21. alleszuspaet

    @Erbloggtes
    Zitat:
    „…Die Leute beziehen dann nämlich keine Stellung mehr zu einer konkreten Frage, sondern eigentlich zu einer anderen, die nur mehr oder weniger lose mit der ersten verknüpft ist:
    …..- Und alleszuspaet: War Wulffs Rücktritt berechtigt? Whatabout Gauck, ist der etwa besser?“
    Fragen zu Wulff habe ich nicht beantwortet, da alles von allen längst beantwortet ist.
    Dein verspäteter Beitrag bedeutet nur „Eulen nach Athen tragen“.
    Ich habe hier Gauck eingeführt, da er bereits die nächsten Fragen aufwirft.
    Nebenbei: Integrität ,wer solche banalen Radiobeiträge braucht, beweist damit, daß er ein falsches Welt- und Menschenbild besitzt.

  22. Auf Empfehlung von almasala habe ich nun die Gauweiler-Rede an der HSU, auf die alleszuspaet oben hinwies, gelesen. alleszuspaets Rat, „jeder Deutsche“ müsse sie durcharbeiten, motivierte eher zum Gegenteil. Aber ich kann sie nun jedem empfehlen, der wissen will, wie eine konservative pazifistische Außenpolitik und ihre Begründung aussehen könnten.

    Im Hinblick auf mein von alleszuspaet bescheinigtes untaugliches Welt- und Menschenbild, empfehle ich dabei die Beachtung der Aspekte Nation, Souveränität und „Moral“ bei Gauweiler. Einen Konservatismus wie bei Gauweiler findet man sonst nur noch bei alleszuspaet. Auf der Suche nach einem Begriff für die Außen- und Sicherheitspolitik, die in Deutschland spätestens seit 1982 als alternativloser Mainstream betrieben wird, bleibt dann wohl nur noch Neoliberalismus (manche sagen auch Neokonservatismus, bloß fehlt das Konservative). Zur Auseinandersetzung mit diesem Komplex der Außen- und Sicherheitspolitik empfehle ich auch die BBC-Dokureihe The Power of Nightmares.

  23. ich glaube, das mit dem weltbild war eher in meine richtung gedacht, er will halt einen platz im bdsm studio und gequält werden, aber da bin ich ganz sadist 😉

    ach ja: viel spaß damit

    http://www.heise.de/meldung/Putins-Trolle-schwemmen-die-Online-Foren-2221297.html

    da kannst du den jungs bei der arbeit zugucken … 3000 kommentare. ich hab‘ mir mal ne software geschrieben, die sich durchcrawlt … mehr als 85% trolle zu einem einzigen artikel, die gaben gerade echt zu tun, seit bei der sz dieser artikel

    http://www.sueddeutsche.de/politik/propaganda-aus-russland-putins-trolle-1.1997470

    erschienen ist.

    sieht so aus, als ob wir ein echtes problem hätten und gerade verstehen, wie die STASI 2.0 arbeitet und uns zersetzt …

  24. alleszuspaet

    @Erbloggtes
    Zitat:
    „Einen Konservatismus wie bei Gauweiler findet man sonst nur noch bei alleszuspaet. “
    Darf ich das als Kompliment auffassen? (Nach dem Motto „Viel Feind, viel Ehr“, siehe auch die schrillen Anfeindungen Gauweilers aus der CSU).
    Schon als Kinder haben wir uns den Goethe-Spruch in`s Poesiealbum geschrieben:
    „Weite Welt und breites Leben,
    Langer Jahre redlich Streben,
    Stets geforscht und stets gegründet,
    Nie geschlossen, oft geründet,
    Ältestes bewahrt mit Treue,
    Freundlich aufgefasstes Neue,
    Heitern Sinn und reine Zwecke:
    Nun! man kommt wohl eine Strecke.“ 🙂

  25. Ja, darfst du als Kompliment auffassen, alleszuspaet. Nicht unbedingt unter dem Motto „Viel Feind, viel Ehr“, aber in dem Sinne, dass ich solchen Orthodox-Konservatismus viel ehrlicher finde als den verlogenen Neoliberalismus/Neokonservatismus, der so en vogue ist, aber weder konservativ noch liberal im eigentlichen Sinne.

  26. Pingback: Umleitung: Angst, Pleiten, Peinlichkeiten und mehr. | zoom

  27. alleszuspaet

    @Erbloggtes:
    Ich bin kein Pazifist, war selbst 12 Jahre Soldat. („Vigilia est pretium libertatis“). Auf keinen Fall „lieber rot als tot“!!
    http://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-26-2014-knapp-zwei-drittel-der-deutschen-lehnen-staerkeres-auslandsengagement-der-bundeswehr-ab_id_3937349.html

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