Das Jahr nach Schavans Rücktritt

Erreichte Schavan mit ihrer Krisenstrategie, woran andere Polit-Plagiatoren gescheitert waren? Bis zum Entzug ihres Doktorgrades am 5. Februar 2013 hatte sich die amtierende Bundesministerin für Bildung und Forschung darauf konzentriert, die Substanz der Vorwürfe zu bestreiten und durch ihre Netzwerke bestreiten zu lassen, sowie auf publizistische Gegenoffensiven und Störmanöver, die den eigentlichen Gegenstand der Causa Schavan, eine 1980 eingereichte Dissertation und die darin dokumentierte Arbeitsweise, dem Blick der Öffentlichkeit entziehen sollten. Die sollte gefälligst über anderes streiten als über die Echtheit des Eintrittsbilletts der Frau Professor Doktor Bundesministerin in das wissenschaftspolitische Feld, in dem sie binnen 30 Jahren zur Zentralmacht aufgestiegen war.

Akademische Rückendeckung

Bis zum Rücktritt am 9. Februar 2013 – und darüber hinaus – wirkten diese Strategien fort. In der Sache sollte offengehalten werden, was längst in den Düsseldorfer Kommissionen geprüft, erörtert und schließlich beschlossen worden war. Daher war es stets verpönt, Sachgründe zu Schavans Entlastung anzuführen. Auch die Sachgrundlagen des Fakultätsbeschlusses – darunter das Rohrbacher-Gutachten – konnten nicht diskutiert werden. Es blieb auch Schavans Unterstützern nur das Ausweichen auf abstrakte Leumundszeugnisse, Attacken auf Nebenschauplätzen und vor allem: Delegitimierung des gesamten Plagiatsdiskurses als unwissenschaftlich und jakobinisch. Geleugnet haben auch andere Plagiatoren vor und nach einem Universitätsbeschluss. Genützt hat es ihnen nichts – wohl deshalb, weil sie nicht die akademische Artillerie für sich in Stellung bringen konnten, über die niemand so verfügte wie die Bildungsministerin.

Die akademische Artillerie hatte freies Schussfeld, als Schavans Anwälte nach Einreichung der Klageschrift gegen die Universität Düsseldorf über jeglichen Sachbezug befanden, es sei „nicht sinnvoll, dies weiter in der Öffentlichkeit zu diskutieren“.[1] Damit blieb es der Universität verwehrt, die Unterlagen des Verfahrens umfassend offenzulegen, wie sie es mehrfach angeboten und tatsächlich wohl dringend gewünscht hatte. Schavan und ihre Unterstützerkreise konnten dagegen weiterhin behaupten, was sie wollten – die Universität musste schweigen: Schavans Persönlichkeitsrecht, Amtsgeheimnis, Datenschutz – es drohten drakonische Strafen. Und die Artillerie brachte sich gewaltig in Stellung:

Mit Präzision war in dem Fall nicht viel zu gewinnen, also setzten die Kanoniere auf flächigen Beschuss. Alles, was jemals in entfernter Assoziation mit Plagiaten gestanden hatte, konnte in der Folgezeit herangezogen werden, um unrechtmäßig erlangte Doktorgrade zu rechtfertigen: Von den antiken Autoren, die sich mit den Werken ihrer Vorgänger befassten, und von denen manchmal sämtliche heutigen Kenntnisse über berühmte Personen und Schriften des Altertums stammen, über die Kopisten in den mittelalterlichen Skriptorien, bis hin zum Verhältnis von literarischer Moderne und Postmoderne.

Persönliche Ursache so umfassender Großforschungsprojekte wie der Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Zitat und Paraphrase“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW)[2][3][4] zu sein, konnte sich wohl seit Ministerialdirektor Friedrich Althoff (1839-1908) kein Bildungspolitiker mehr rühmen. „Tradition verpflichtet“, gab Schavan wohl in ihrer jüngsten Geheimrede vor der BBAW als Parole aus. Doch während Althoff in rücksichtsloser Weise gegen Nutzfreundschaftsnetzwerke und Korruption im Hochschulwesen vorging und eine blühende Wissenschaftslandschaft hinterließ, gingen Schavan und ihre Artilleristen rücksichtslos gegen die Wissenschaft vor und hinterließen eine rauchende Trümmerlandschaft, in der man zum Überleben auf Nutzfreundschaftsnetzwerke und Korruption angewiesen ist.

In diesen Zusammenhang gehören auch die Bemühungen vernetzter Wissenschaftsorganisationen, akademisches Whistleblowing aller Art als Nestbeschmutzung zu stigmatisieren.[5] (Als ob das vorher nicht so gewesen wäre – schließlich war deshalb ja auch in der Guttenberg-Affäre anonyme Kooperation zur Keimzelle der folgenden Debatten über wissenschaftliches Fehlverhalten geworden.) Nicht allein zur Hatz auf „Robert Schmidt“ wurde geblasen,[6] in der jeder verdächtigt wurde, dessen Name mit R. S. beginnt, von Rudolf Scharping bis zu Rita Süssmuth.[7] Von Schavans Schicksal ergriffene Wissenschaftsorganisatoren strebten an, Wahrheit vorsorglich immer dann als Lüge zu definieren, wenn sie anonym geäußert würde. Die Dominanz der finanzkräftigen Platzhirsche im Wissenschaftsdiskurs zeigte sich an den Debattenverläufen in den Fällen Lammert und Steinmeier: Nach der Vorarbeit der Schavanisten war es durch unkonkretes Leugnen und das Auffahren akademischer Leumundszeugen möglich, ein Klima zu erzeugen, in dem die zuständigen Fakultäten in ein Überprüfungsverfahren der Dissertationen auf Plagiate gar nicht erst einzutreten bereit waren.[8]

Bröckelnde publizistische Gefolgschaft

Neben ihren Gefolgsleuten im Wissenschaftsbetrieb stützte sich Schavan – wie kaum anders zu erwarten – auch auf enge innerparteiliche Netzwerke. Erstaunlicher als dies waren allerdings Fürsprache und publizistische Unterstützung, die sie aus den Massenmedien selbst erhielt. Journalisten bildeten freilich nur bis zum Rücktritt der Ministerin einen stabilen Standfuß ihrer PR-Strategie. Im Jahr seit dem Amtsverzicht konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Hintergrundkreise, in denen Journalisten regelmäßig mit Schavan als bedeutender Amtsträgerin zusammengekommen waren, sich auflösten. Damit verlor sich auch die bis dahin vorherrschende Art  Politkontakt-bestimmter pro-Schavan-Berichterstattung. Heike Schmoll (FAZ) und Roland Preuß (SZ) etwa, die bis zu Schavans Rücktritt federführend in allen schavanistischen Angelegenheiten gewirkt hatten, äußerten sich qua fehlender Ressortkompetenz fortan seltener zu Schavan. Schmoll vielleicht auch, weil sie mitsamt dem FAZ-Justiziariat damit beschäftigt war, juristisch gegen Blogger Klaus Graf und dessen Formulierung „Schavan-Freundin Schmoll“ vorzugehen.[9] Erfolglos übrigens.

Stattdessen recherchierten Journalisten mit offenbar größerer persönlicher Distanz, beispielsweise Sebastian Krass (SZ), der den kritischen Stimmen zur Berufung Schavans in den Hochschulrat der LMU München[10] durchaus Gehör schenkte. Er fragte beispielsweise auch jüngst nach, ob Schavan als Papst-Botschafterin in spe denn ihren Platz im Hochschulrat weiter ausfüllen könne. Die Antwort lautet selbstverständlich: Ja![11] Denn die Verbindung von Papsttum und deutschen Universitäten ist seit dem Reichskonkordat reich an Eintracht.

Die Gretchenfrage

Schavans aktuelle Exzellenz-Initiative in eigener Sache, Botschafterin der Bundesrepublik im Vatikan werden zu wollen, verweist auf ein weiteres zentrales Element ihrer Strategie zur Krisenkompensation: Religion. So lange sie noch Ministerin war, spielte das nicht so eine große Rolle in der Öffentlichkeit. Anschließend jedoch nahm die Bedeutung der ihr religiös Verbundenen für Rekonsolidierungsmaßnahmen im gleichen Umfang zu, in dem die Aktivität von Wissenschaftsfunktionären, Journalisten und Parteifreunden zurückging. Als besonders stark erwiesen sich allerdings Doppelbindungen, bei denen beispielsweise sowohl wissenschaftliche als auch religiöse Berührungspunkte bestanden. Prototypische Ausgangsbasis solcher weiterhin wirksamer Vernetzungen ist das Cusanuswerk, das Studienförderwerk der katholischen Bischöfe und damit eine Zentrale der Verknüpfung von Religion und Wissenschaft im deutschen Katholizismus.

Annette Schavan saß 1980-1984 und 1988-1995 an der Schaltstelle der katholischen Wissenschaftsnachwuchsheranziehung. In dieser Zeit dürfte sie beispielsweise auch dem jüngst neuernannten Generalsekretär des Cusanuswerks Thomas Scheidtweiler monatlich Geld überwiesen haben. Der sieht seine Aufgabe in Schavans Tradition:

„Die Förderung von wissenschaftlichen Spitzenkräften ist eine Arbeit an den Relais, an den Schaltstellen, und nicht an den Schwungmassen – die Wirkungen sind sehr vielfältig und nachhaltig“.[12]

Vielen Nichtkatholiken dürfte die Kombination von religiösem Sendungsbewusstsein und politischem Machtbewusstsein fremd erscheinen, doch Annette Schavan kann sogar als die zeitweise bedeutendste Repräsentantin einer historischen Formation angesehen werden, die im 19. und 20. Jahrhundert einen Kampf um das Verhältnis von Kirche und Staat führte: Der „Politische Katholizismus“, auf dessen Bedeutung als Interpretament der Causa Schavan zuletzt Bernd Dammann eindringlich hingewiesen hat, wurde oft fälschlich für tot gehalten.[13][14] Ob der 9. Februar 2013 als Datum seines endgültigen Heimgangs herhalten kann, ist deshalb in mehrerlei Hinsicht zweifelhaft. Entsprechend ironisch wäre es allerdings, ihn mit seiner Botschafterin Schavan dahin zurückzusenden, wo er herkam.

Undiplomatische Botschaften

Diesen Dreh der Schavan-Story konnte man – außer als Insider der Koalitionsverhandlungen[15] – allerdings nicht vorausahnen. Auch als Masterplan für eine Ersatzkarriere scheint der avisierte Botschafterposten auf den ersten Blick allzu phantastisch. Vielleicht handelt es sich ja wirklich nur um das beherzte Ergreifen eines wohlklingenden Ad-Hoc-Angebots, um aus der beschämenden Erfahrung des totalen Scheiterns nach Jahrzehnten unaufhaltsamen Aufstiegs zu entkommen. Wenig durchdacht erscheint die Idee, Schavan als Papstbotschafterin abzufinden, auch deshalb, weil die Abiturientin die formalen Zugangsbedingungen zum höheren diplomatischen Dienst gar nicht erfüllt:[16]

„Spitzenämter im Ausland sind Botschafter/-in oder Generalkonsul/-in, in der Zentrale: Referats- oder Abteilungsleiter/ -in. Spezifische Voraussetzungen sind ein mindestens mit einem Master abgeschlossenes Hochschulstudium und sehr gute Kenntnisse in Englisch und einer weiteren Amtssprache der Vereinten Nationen“.[17]

Freilich kann Schavan wohl auch nach dem 20. März 2014, an dem die 15. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf aller Voraussicht nach ihre Klage abweisen wird,[18] durch weitere rechtliche Winkelzüge eine Entscheidung hinausschieben und auf diese Weise formal zum Ernennungszeitpunkt die benötigte Qualifikation Hochschulabschluss besitzen. Doch was dann? Soll das Auswärtige Amt Schavan nach Wirksamwerden ihrer Dequalifikation im Vatikan belassen und zur Sachbearbeiterin herabstufen? Oder werden ihr Sonderkonditionen aus Glaubensgründen eingeräumt? Gelten Mindestqualifikationen vielleicht gar nicht für jene, die fest im Glauben und den entsprechenden Machtnetzwerken verankert sind?

Falls der Botschafterposten nur als Parkplatz für die Zeit dienen soll, die bis zur abschließenden juristischen Klärung der Causa Schavan noch vergeht, hätten immerhin alle Mitglieder des Netzwerks etwas davon: Sich fern der deutschen Öffentlichkeit aufzuhalten, dürfte bei einem immer wieder peinlich aufgebrühten Dauerprozess ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein. Eine Gesandtschaft ist auch eine bequeme Möglichkeit, um einen einflussreichen Akteur, der vor Ort immer wieder das ganze Netzwerk in Unruhe versetzen könnte, aus der Schusslinie zu bugsieren.

Doch eine Interessengruppe wird Schavan wohl gerade auf diesem Posten keinen Frieden lassen: Die den „Politischen Katholizismus“ und sein Hauptorgan, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), ablehnende fundamentalistische Vereinigung „Forum Deutscher Katholiken“, die „sich als Zusammenschluss papst- und kirchentreuer Katholiken versteht“,[19] betrachtet die Ernennung Schavans zur Papstbotschafterin als „Affront gegenüber der katholischen Kirche“, unter anderem da jemand, dessen Doktorgrad „wegen massiver Täuschungen“ aberkannt wurde, „diesen wichtigen Posten als Botschafterin unseres Landes nicht zugeschanzt bekommen“ sollte.[19]

Das „Forum Deutscher Katholiken“ ist auch kein bloßer Außenseiterclub im deutschen Katholizismus: Im Kuratorium finden sich neben Ex-MdB Norbert Geis (CSU), Obersudetenvertreter und MdEP Bernd Posselt (CSU) und dem vergessenen Ex-Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt Werner Münch (CDU) immerhin auch Kardinäle wie Joachim Meisner und Gerhard Ludwig Müller, seines Zeichens Präfekt der Glaubenskongregation. Zumindest letzterem Amtsnachfolger der Großinquisitoren wird Schavan in Rom nicht aus dem Weg gehen können. Die religiöse Abhängigkeit gläubiger Katholiken von solchen Kirchenoberen mit Definitionsmacht über Häresie und wahren Glauben dürfte ein Grund dafür gewesen sein, dass es bis zum Rheinischen Katholizismus Adenauerscher Prägung niemandem eingefallen war, Katholiken als Botschafter zum Heiligen Stuhl zu schicken.[20]

Große Konflikte auch im Kleinen

Neben dem welthistorischen Grundkonflikt um das Verhältnis von Kirche und Staat, der letztlich bis in die Antike zurückreicht, spielt in den Fall Schavan aber auch die provinzielle Dimension der Ulmer Lokalpolitik deutlich hinein. Hupe Weißkräcker hatte nach der Bundestagswahl bereits detailliert die Widerstände und Glücksfälle beschrieben, die Schavan nicht nur mit dem Direktmandat des Wahlkreises Ulm/Alb-Donau erneut in den Bundestag einziehen ließen, sondern ihr überhaupt erstmals zu wirklichem Rückhalt bei der dortigen Parteibasis verhalfen.[21] Nun hat er diese Perspektive mit einigen Einblicken in die Ulmer Unionsseele auf die neue Entwicklung erweitert, von der die „CDU-Basis in Schavans Wahlkreis Ulm nicht aus der Zeitung […] erfahren“[22] sollte, genau dies aber tat:

„Die biederen Ulmer, Älbler und Donauanrainer hat Schavan seither in dem Glauben gelassen, dass sie ihnen ihre treuen Dienste nun als Abgeordnete auch getreulich vergelten würde. Doch das war Lug und Trug. Tatsächlich war schon bei den Koalitionsgesprächen zwischen CDU, CSU und SPD besprochen worden, dass Schavan als Botschafterin beim Heiligen Stuhl vorzusehen sei. […] Ernüchterung macht sich breit. Wut auch, wenngleich sie vorerst nur hinter vorgehaltener Hand geäußert wird. Die Partei-Oberen in Stadt und Land sagen nur Getragenes, durch das die Düpiertheit und Mißbilligung dennoch immer wieder hindurchschimmert.“[23]

Auch in der Region, wo man gehofft hatte, dass eine einflussreiche Abgeordnete im fernen Berlin etwas herausschlagen würde für die Leute vor Ort, aus Dankbarkeit für die Treue in Zeiten persönlicher Not, mehren sich die Zweifel an der persönlichen Eignung Schavans zur Exzellenz:

„Was befähigt Schavan zu einem diplomatischen Spitzenamt? Man muss sich nicht einmal bei ihren politischen Gegnern umhören, sondern nur in ihrem baden-württembergischen CDU-Landesverband, dann stößt man immer wieder darauf: Schavan hat viele Stärken; Diplomatie aber zählt nicht dazu.“[24]

Strategien für Aussichten und Einsichten

Ein Masterplan ist es womöglich, der Annette Schavan nach Rom führen soll – aber dazu, ihr hierzulande wieder in Amt und Würden zu verhelfen, taugt er wohl nicht: Ministerin, Ministerpräsidentin, Bundespräsidentin gar wird sie nimmermehr. Und eine ausgereifte Strategie zur Bewältigung einer Karriere- und Identitätskrise ist die Flucht nach Rom ebenfalls nicht. Im Gegensatz zu Guttenberg („Ich will weder den Ministerpräsidenten noch die Kanzlerin noch den Papst stürzen“[25]) hat Schavan die Einsicht noch nicht errungen, dass es nicht ihr natürliches Recht ist, aus dem politischen System der Bundesrepublik persönliche Ehre, Macht und Geld zu entnehmen, sondern dass es sich bei dem Versuch, auf Biegen und Brechen Kompensation für die subjektiv empfundene Ungerechtigkeit zu erlangen, um die Instrumentalisierung des Staates für persönliche Zwecke handelt.

Ob diese Art der Geiselnahme des politischen Netzwerks mittelfristig von Erfolg gekrönt sein wird, entscheidet auch darüber, welche Strategie zum Umgang mit politischen Glaubwürdigkeitskrisen künftig allgemein als erfolgversprechender zu bewerten ist: Leugnung jeglichen Fehlverhaltens und Aktivierung persönlicher Beziehungen zum Einfordern aller geschuldeten Gefallen (Modell Schavan) oder Rückzug, Reueinszenierung und Comeback als Neuanfang (Modell Guttenberg). Schavan mag in dem Jahr seit ihrem Rücktritt die Aussicht auf einen Versorgungsposten (rund 150.000 Euro im Jahr) gewonnen haben. Vor jeglicher Einsicht wird sie ihr künftiger Job aber wahrscheinlich bewahren:

„Sie leidet bis heute unter den Folgen des ‚Attentats, das sie überlebt hat‘, wie man es in ihrer Umgebung formuliert. Die Aberkennung ihres Doktorgrades durch die Universität Düsseldorf unter dem Vorwurf des Plagiats war für sie Ergebnis einer politischen Intrige, die auf ihre moralische Autorität zielte. Deshalb ist gerade diese neue Position in Rom für sie wohl eine Art moralischer Wiedergutmachung.“[26]

In dieser Hinsicht war es für das vermeintliche Verschwörungsopfer Schavan wohl doch ein verlorenes Jahr. Dabei hätte ihr Umfeld nur einmal in die Doktorarbeit der Attentatsüberlebenden schauen müssen. Auf der laut Schavanplag sogar plagiatsfreien Seite 148 heißt es da unter Bezug auf den Entwicklungspsychologen Jean Piaget:

Der erzieherische Beitrag bei der Aktualisierung des Gewissens - und das heißt bei Piaget auch: bei der Entwicklung des moralischen Urteils - besteht somit in einer Art unterstützenden Begleitung der jeweiligen Entwicklungsstufen mit dem Ziel eines auf Einsicht begründeten Einhaltens der bestehenden Regeln.

Doch offenbar interessiert sich in Schavans Nutzfreundschaftsnetzwerk niemand ernsthaft für Person und Gewissen.

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2 Antworten zu “Das Jahr nach Schavans Rücktritt

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