Berufsziel Politiker: Uwe Brinkmann, SPD

Erstrebtes Ziel von Uwe Brinkmann war es, Politiker zu werden. Dafür, dachte er, könnte man einen Doktortitel ganz gut brauchen. Guttengate.de hat zu diesem neuen VroniPlag-Plagiatsverdacht den hochinteressanten Spiegel-Artikel „Von Beruf Politiker. Ran an die Macht“ von 2003 ausgegraben. Da steht wirklich schon alles wichtige über Uwe Brinkmann drin, obwohl er mit seiner Doktorarbeit gerade erst begonnen hatte:

Der Artikel beschreibt Brinkmanns Karriereplanung als Berufspolitiker. Brinkmann sagt, er wolle seine „Doktorarbeit nebenher machen“, und dass er schon mit 16 in der SPD war. Bei der Hamburg-Wahl 2004 wollte er „in die Bezirksversammlung einziehen, vielleicht auch in die Bürgerschaft“. Nach dem grandiosen Scheitern der SPD, die bei dieser Wahl 6 Prozent verlor, während die CDU 21 Prozent hinzu(!)gewann, befand sich Brinkmann beim Abschluss seiner Doktorarbeit in der Endphase des „Schweinezyklus“, also jener Zeit, in der sich üblicherweise durch Erfolg oder Misserfolg entscheidet, ob jemand ein Mandat erhält und Berufspolitiker werden kann. Brinkmanns „Schweinezyklus“ ist verstrichen, als Berufspolitiker ist er also erfolglos geblieben.

Wen wunderts, denn Schuld daran ist nur die SPD…

Die SPD hat nun auch ihren eigenen Plagiatsfall. Und – wie immer bei der SPD – kommt es schlimmer als man es sich hat vorstellen können. Brinkmann ist ein kleiner Guttenberg: transatlantischer Netzwerker, Schwerpunkte auf Außen- und Militärpolitik, Gel in den Haaren (zumindest 2003), „dynamisch“ (zumindest 2003). Nur ist er im Unterschied zu Guttenberg kein Star, nicht erfolgreich, nicht charismatisch, hat keine 500.000 Facebook-Fans, und seine Doktorarbeit sieht noch nicht einmal auf den ersten Blick so aus, als ob man dafür promoviert werden könnte, geschweige denn mit einem Guttenbergschen „summa cum laude“. Und – wie bei der SPD üblich – weder das reiche Elternhaus noch das blaue Blut oder die geerbten Seilschaften haben dem Nachwuchspolitiker alle Türen geöffnet. Die Doktorarbeit erschien nur online statt in einem namhaften Verlag. Wenn er trotzdem Guttenberg in allem nacheifert, kann er eben nur eine schlechte Kopie sein, sozusagen ein Plagiat.

Interessant ist auch Ein Interview mit der Zeit 2009, in dem Brinkmann – kurz vor Abschluss seines Promotionsverfahrens – seine volle juristische Kompetenz demon(s)t(r)iert, indem er mehrfach(!) von „Gefahr im Vollzug“ statt von „Gefahr im Verzug“ spricht. Wäre die Dissertation nicht so dreist, dass VroniPlag schon heute die 10-Prozent-Marke überschritten hat, müsste man Mitleid haben.

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12 Antworten zu “Berufsziel Politiker: Uwe Brinkmann, SPD

  1. Peter Mühlbauer hat gerade auf Telepolis die Entwicklungen der vergangenen Tage kundig nachgezeichnet. Dabei hat er auch auf eine erschreckende und sehr lesenswerte Reportage der FAZ verwiesen, in der unter dem Titel „SPD Hamburg. Das System Johannes Kahrs“ das Umfeld von Brinkmanns Partei-Sozialisation vor Augen geführt wird. Jegliches SPD-Bashing scheint da nur allzu berechtigt.

  2. Christoph

    Es scheint, als sei es ein gewisser Typ Politiker, der in die Promotionsfalle tappt. Karrierebewusst, auf Image aus, Ziel vor allem eine gehobene Position, weniger das, was Politik eigentlich sein sollte: Agieren zum Wohle der Allgemeinheit. Es erinnert mich an Schröders „Ich will hier rein“ vorm Kanzleramt. Nicht „Ich will etwas schaffen/bewegen/verändern“, sondern: Ich will Macht. Der Wunsch, etwas zu sein, aber nicht erst etwas werden zu müssen. Der Glaube, dass ein Titel, ein Amt, ein Mandat etwas aus einem machen. Umgekehrt ist es richtig: Titel, Amt und Mandat wollen ausgefüllt sein, nicht besessen und dann mit Klauen und Zähnen verteidigt. Ansonsten sind sie leere Hüllen um ein ebenso entleertes Sein.
    Klingt naiv? Mag sein, aber so ist es gedacht gewesen von den Vätern und Müttern unserer Verfassung.

  3. Die taz lässt sich auch gerne hier und in diesem Artikel inspirieren, gibt sich aber mehr Mühe beim Umformulieren als die meisten plagiierenden Doktoren. Als Quelle angegeben hat sie Erbloggtes trotzdem nicht. Dass ihr dabei so viele Rechtschreibfehler unterlaufen, ist aber ganz schön ärgerlich.

  4. Pingback: Wechselnde Medienaufmerksamkeit in 20 Fällen von Plagiatsverdacht | Erbloggtes

  5. Die Politiker sind, scheint es, tatsächlich die Flaschen, für die wir sie schon immer gehalten haben.

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  7. Pingback: Plagiatsfall in der Schwarzwaldklinik : Vip-Raum

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